Heute wollte ich Morgens so gar nicht in Fahrt kommen. Nachdem ich um halb 9 zum Frühstück gewankt war, brauchte ich danach erstmal ein Verdauungspäuschen Ausserdem waren sowohl mein Wasser- als auch mein Bargeldvorrat aufgebraucht, und - wagemutig wie ich bin - nahm ich auf meiner Shoppingtour auch gleich noch Sonnencreme mit etwas niedrigerem Lichtschutzfaktor mit.
Nach dem Einkaufsbummel gingen mir die Ausreden aus, und so machte ich mich ans Umziehen und Vorräte auffüllen. Um dann gegen halb 11 aufzubrechen. Am Empfang hatte ich noch aufgeschnappt, dass in Alcúdia Markt wäre und allgemein wohl wegen des verlängerten Wochenendes in Spanien ein bisschen Ausnahmezustand.
Das war mir dann auch weiter egal. Die ersten beiden Kilometer taten furchtbar weh (besonders mein Hintern), danach hatten meine Beine aber wohl eingesehen, dass es jetzt langsam doch an der Zeit wäre, Radfahrspezifische Muskeln aufzubauen, und so konnte ich die restlichen 12-13 km bis Alcudia recht locker einrollen (hach wie dekadent! Jetzt kann ich schon von 15km Einrollen sprechen)
In Alcudia war tatsächlich Markt, und angesichts der Tatsache, dass er sich entlang der Stadtmauer und durch die kleinen Gässchen schlängelte, habe ich dann doch dort halt gemacht.
Etwa eine halbe Stunde später ging es dann weiter Richtung Pollença. Im Hintergrund die ganze Zeit das fantastische Panorama der Tramuntana-Berge (die Luft war heute noch klarer als vor zwei Tagen), links und rechts Pferde- oder Schafweiden.
In Pollença machte ich kurz halt um nach dem Weg zu fragen und um noch eine Nektarinenpause einzulegen. Ich liebe Nektarinen. Und hier sind sie doppelt so groß und hundert mal so lecker wie in Deutschland.
Dann ging's weiter Richtung Campanet. Wie erwartet waren hier die Ausläufer der Berge, an deren Fuß die Route entlangführe, zu spüren, aber die Anstiege waren relativ sanft und die Abfahrten auf der breiten Strasse toll.
Dieser Abschnitt führt durch ein bewaldetes Stück und macht richtig Spass. Auf halbem Weg nach unten kam ich an einer netten kleinen Kirche vorbei. So nett, dass ich glatt verpasste rechts abzubiegen, und mich plötzlich auf einer Autobahnauffahrt wiederfand, die ich auch fast runtergefahren wäre, wäre meine Kette nicht genau in diesem Moment runtergesprungen.
Blöderweise war ich ein ziemlich langes Stück in die falsche Richtung gefahren, und die Autobahn war definitiv keine Option. Also musste ich einen Umweg über Sa Pobla machen (das beim zweiten mal noch hässlicher, noch langweiliger und noch verschlafener war als beim ersten Mal. Sogar die Strassen waren beschissen hier. Lediglich die Armadas von Libellen, die mir beim letzten Mal nicht aufgefallen waren, waren ganz nett anzusehen. Allerdings Tat es ganz schön weh wenn einem der Wind die Viecher gegen die Arme geweht hat.
Glücklicherweise hab ich dann auch die richtige Strasse (auch wenn Strasse eigentlich nicht wirklich den Zustand dieses Weges wiedergibt) gefunden, und bin relativ direkt bei den Coves de Campanet gelandet. Die erst 1945 entdeckten Tropfsteinhöhlen erstrecken sich über ein Fläche von 3200 m² und teilen sich in drei Abschnitte (Sala de la Palma, Sala Romantica und Sala del Llac) auf. Darin herumzulaufen gibt einem schon ein recht mulmiges Gefühl von Unwichtigkeit (so ein Stalaktit wächst im Schnitt 2-3cm in 100 Jahren). Leider durfte man keine Fotos machen, und weil ich zu geizig war einen der Bildbände zu kaufen werdet ihr selbst hinfahren müssen ums euch anzusehen.
Nach dieser längeren Pause (ich hatte vorher noch im Restaurant etwas gegessen, während ich auf die nächste Führung wartete), ging's weiter Richtung Heimat.
Besonders die ersten 10km waren wieder die Hölle. Meine Beine hatten diesmal keine schöne flache Strecke zum einrollen, sondern eine hügelige Nebenstrasse im denkbar schlechtesten Zustand (Kurz bevor der Beton wieder in den Zustand "Schotter" übergeht). Wir lernen daraus: Auf Mallorca mit dem Rennrad niemals "Fahrradstrassen" folgen.
Campagnet habe ich nur am Rand (der natürlich wieder aus einem Hügel bestand *gnah* ) gestreift, dann ging's weiter über das echt hübsche Dörfchen Moscari nach Selva. Auch von Selva habe ich nicht viel mitbekommen, aber immerhin hatten die Schmerzen in den Beinen mittlerweile wieder so weit nachgelassen, dass mein Hintern sich zu Wort melden konnte - und er war gar nicht damit einverstanden, dass ich heute schon mehr als 3 Std. im Sattel gesessen war.
Zum Glück war Inca da schon in Sichtweite. Dass es die drittgrößte Stadt Mallorcas ist, merkt man vor allem am Zustand der Strassen: Nagelneu und immer mit Seitenstreifen für eifrige Radler. Wer mal so richtig ballern will, dem sei die Strecke Inca - Muro - Can Picafort ans Herz gelegt, denn mein Drahtesel roch den Stall, und selbst meine müden Beine liefen nochmal zu 49km/h Höchstleistungen auf der flachen Strecke auf.
Insgesamt war es eine wirklich schöne Tour, die ich gerne nochmal fahren würde. Mit 82km war es auch meine bisher Längste, und entsprechend tot war ich, als ich pünktlich zum Abendessen ins Hotel stolperte.
Heute Abend ist nur noch "Beine hoch" und "früh schlafen" angesagt. Ich habe noch keine Ahnung, wie ich die Tour morgen überleben soll...
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