Nach einer relativ unruhigen Nacht (ich hatte aus Temperatur- und Atemgas Gründen bei offenem Fenster geschlafen), wachte ich müde aber erwartungsvoll, ob der Dinge die da kommen würden, kurz nach 8 auf Drängen meines Weckers auf.
Das Frühstücksbuffet war vielseitig, auch wenn die gesunde Seite irgendwie vergessen worden war. Dafür gab es - wenn man‘s mag - Unmengen an Sausages, Eiern und Speck. Ich gab mich mit 2 Brötchen und etwas Koffein zufrieden und machte danach halt an der Rezeption, um mich nach dem Fahrrad zu erkundigen.
Der Rezeptionsmensch stritt allerdings alles ab. Per Email könne man nichts bestellen, er wisse von nichts und immerhin sei er hier der Chef.
So einfach wollte ich mich aber nicht geschlagen geben. Nach einigem hin und her verschwand er im Hinterzimmer und rief mich kurz darauf auch dort hin. Und, oh Wunder: dort saß Fr. W mit der ich von Deutschland aus per E-Mail die Radsache vereinbart hatte. Sie sagte mir, alles wäre geregelt, ich würde um 10:00 abgeholt.
Ich nutzte die Zeit bis dahin um mich umzuziehen ( Radhose, neues Funktionsunterhemd, Trikot, Brustgurt und Pulsuhr ) und meine Sachen zu packen. Fertig ausgerüstet wartete ich die letzten 10 min im Foyer und ging nochmal die geplante Tour durch.
Der Verleihmensch kam fast pünktlich und das einzige deutsche Wort das er kannte war "Fahrrad". Aber das Reicht ja auch.
Auf dem Weg zum Verleih sah ich zum ersten mal meinen Urlaubsort bei Tageslicht. Eigentlich ist es ganz hübsch hier, so mit Palmenallee und Kunst auf dem Kreisel (genauso scheusslich wie in Deutschland).
Das Leihen selbst lief unkompliziert und schnell. Meine Pedale waren nach einer Minute montiert, nach weiteren 2 min Sattel justieren war alles soweit bereit. Noch schnell bezahlen (100 Euro, autsch!) und los konnte es gehn.
Zum Rad dazu gabs kostenlos zwei Flaschenhalter + Flaschen, Pumpe, Werkzeug & Ersatzschlauch und ein einfacher Tacho war auch dabei.
Das Rad selbst war nicht mehr taufrisch, aber sah solide aus. Lediglich das Geklacker am Vorderrad stört etwas, jedoch habe ich den Sensor des Tachos als Verursacher identifiziert und für ungefährlich befunden.
Also auf zur ersten Tour. 55km standen auf dem Plan. So eine Strecke hatte ich schon öfter geschafft, war also guter Dinge.
Zunächst ging es ein Stück entlang der Küste um dann bei Ses Fotges links abzubiegen. Entlang des Naturschutzgebietes dann weiter die Strasse entlang Richtung Sa Pobla. Die Kartoffelhauptstadt war genau so langweilig wie man es von einem Dörfchen mit diesem Titel erwartet, aber das hatte der Reiseführer schon prophezeit. Allerdings wirkte das Städtchen doch sehr verschlafen authentisch inmitten seiner von stinkenden Wassergräbern eingefassten Katoffelfeldern.
Danach gings weiter über Llubi nach Sineu. Die Strecke war wunderschön, ein schmales, kaum befahrenes Sträßchen, von Olivenhainen gesäumt, dass sich über sanfte Hügel (keuch!) schlängelte. Angesichts dieser Hügelchen kamen mir die ersten Zweifel an meiner ambitionierten Urlaubstrainingsplanung.
Irgendwie habe ich es dann doch geschafft anzukommen. In Sineu angekommen machte ich erstmal - wie vom Reiseführer empfohlen - Pause in einem Café.
Nachdem ich etwas Flüssigkeit und Schatten aufgetankt hatte, machte ich mich zu Fuss auf, um ein wenig mehr von der Altstadt zu sehen.
Wenngleich wenig entzückt darüber, dass mir jetzt noch 20km Heimweg bevorstanden, trennte ich mich dann doch von den niedlichen kleinen Gässchen um das letzte Stück zu bewältigen.
Bereits beim ersten Tritt in die Pedale wusste ich, dass es die Hölle werden würde.
Aber es hielt sich in Grenzen.
Der Tourenplaner war gnädig gewesen: nach Sineu folgten einige wunderschöne Abfahrten (die bösen Hügel wieder runter), zunächst durch Oliven und Orangenbäume, später über Felder mit Blick von den Bergen im Westen bis zu den Hügeln im Osten. Kurz darauf passierte ich Maria de la Salut, dem ich aber keine nähere Beachtung schenkte.
Santa Margalida, das als nächstes vor mir auftauchte, beeindruckte dagegen mit einer Kirche auf dem höchsten Punkt des Hügels (sic!), auf dem das Städtchen lag.
Angesichts meiner verbrauchten Kraftreserven konnte ich ihr aber nicht die Bewunderung zukommen lassen, die ihr eigentlich zugestanden hätte.
Die letzten 3 km bis Son Baulo / Can Picafort habe ich dann auch noch irgendwie geschafft um dann, völlig erschöpft, mein Hotel nicht zu finden.
Mist.
Nach 2km sinnlosem Herumgegurke half mir eine nette Dame im Zeitschriftenladen weiter. Ich sei an der ersten Kreuzung falsch abgebogen. Also 2km zurück.
Irgendwie bin ich dann doch angekommen. Das Fahrrad in der Tiefgarage des Hotels verstaut und dann erstmal ab unter die Dusche.
Danach wollte ich endlich den Strand sehen. Also in den Bikini gehüpft, Buch und Strandtuch eingepackt, auf dem Weg noch eine Billigsonnenbrille und -luftmatratze gekauft und da war ich.
Nachdem ich eine halbe Stunde lang faul auf dem Wasser herumgetrieben war, liege ich jetzt am Strand und schreibe den Kram auf.
Fortsetzung folgt...
Hach klingt das alles toll!
AntwortenLöschenIch denk ganz feste an Dich :)
(Scheiße, Du hast mich sooo angefixt!!)