Bevor es losging hatte ich mich noch in einem der Touri-Läden über der Straße mit Obst und ein paar Vollkornkeksen eingedeckt. So ganz traute ich nämlich der Beschreibung "Einfache Tour" in meinem Heftchen nicht - zurecht, wie sich später herausstellen sollte.

Es gab die ganze Zeit toll ausgebaute Radwege, erst in rot, dann in blau, sodass ich mir bald ein wenig wie Dorothee vorkam - immer den gelben Steinen nach.




Die Landschaft dort ist übrigens wirklich traumhaft. Formentor ist der nördlichste Zipfel der Insel und zugleich der letzte Ausläufer der "Serra de Tramuntana", dem Gebirgszug im Nordosten der Insel, der sich über eine Fläche von 1.067 km² erstreckt. Dazu gehört auch der Puig Major, die höchste Erhebung Mallorcas, mit 1445m. Landschaftlich soll das Ganze, insbesondere die beiden Stauseen Embassament de Cúber und Embassament des Gorg Blau extrem eindrucksvoll sein. Angesichts meines noch unentdeckten Talents für Bergtouren werde ich mir dieses Erlebis allerdings für spätere Mallorcabesuche aufsparen. Ich frage mich ohnehin wer auf die bescheuerte Idee kam, mit nem Rennrad Berge hochzufahren. Es heißt RENNrad, nicht BERGrad oder MOUNTAINbike.

Weiter im Text. Während ich da so auf meinem Felsen saß und bei einer Banane über den Sinn und Unsinn von Bergtouren philosophierte, stellte ich fest, dass die Gewitterwolken, die schon eine ganze Weile über Alcudia hingen, bedrohlich näher gekommen waren. Ausserdem bezweifelte ich stark, dass meine Beine ein zweites Mal diesen Berg hochfahren würden ohne die Gewerkschaft einzuschalten. Die Abfahrt sah aber sehr verlockend aus, und ich erwägte kurz, bis ins Tal zur Cala Pi de La Posada zu fahren und ab da den Linienbus zurück zu nehmen. Aber irgendwie hätte ich dann das Gesicht vor mir selbst verloren. Also beschloss ich, es für dieses Mal bei dem Stand zu belassen, und den Heimweg anzutreten. Immerhin waren das auch noch 30km für meine schmerzenden Beine.
Die Abfahrt war nicht halb so schön und entspannend, wie ich gedacht hatte. Da es meine erste Abfahrt war, die Straße stellenweise sehr schlecht ( besonders in den Kurven ) und sehr eng ( besonders in den Kurven ) war, traute ich mich nicht wirklich die Bremse loszulassen und musste nach der Hälfte anhalten, um meine verkrampften Arme auszuschütteln. Ich glaube ich habe meine Beine dabei "Ätschibätsch" singen hören.
Als ich dann unten war, war ich fast froh, dass es nicht mehr Bergab ging. Die dicke Wolke war bedrohlich näher gekommen, und ich strampelte was das Zeug hält um es möglichst weit trocken zu schaffen.
Kurz vor Alcudia fing es an. Eigentlich war es auch kein Regen, sondern ein See hatte einfach vergessen, dass er eigentlich nicht fliegen kann und sich just in dem Moment daran erinnert, als er sich über meinem Kopf befand.
Und dabei war das Wasser (zumindest jetzt noch) nicht das Schlimmste. Die hübsche Küstenstraße wurde schlagartig zum Alptraum. Ich erinnerte mich, dass im Reiseführer gestanden hatte, die Tour solle an einem windstillen Tag gemacht werden (bis dahin war es auch ganz vorbildlich Windstill gewesen) und jetzt wusste ich auch warum.
Die Böen kamen vom Meer und trafen mich auf der vollen Breitseite. Von der anderen Seite hatte ich durch vorbeifahrende Autos einen kostenlosen extra Berieselungsservice (kennt ihr diese Duschen, die von der Seite sprühen?).
Jedenfalls war ich innerhalb weniger Minuten vollkommen durchnässt und die mallorkinische Kanalisation gab nach wenigen weiteren Minuten auf. Das war der Zeitpunkt, zu dem mir klar wurde, warum es überall diese absurd hohen Bürgersteige gab.
Die Szene ist insgesamt schwer in Worte zu fassen, aber die Aussage, mit einem Tretboot wäre ich besser vorangekommen, fasst sie ganz gut zusammen.
Irgendwann habe ich mich dann in einer einsturzgefährdeten Friedhofskapelle untergestellt, um mich dann, nachdem der Regen wieder ein BISSCHEN nachgelassen hatte, bis zum Burger King in Alcudia weiter vor zu arbeiten.
Eine nasse Radhose fühlt sich übrigens an als hätte man in die Pampers gemacht und man hinterlässt nasse Flecken auf den Stühlen.
Nach dem Aufwämpäuschen ging es ans letzte Stück. Meine Knie hatten mittlerweile die Gewerkschaft erreicht und führten die ersten Verhandlungen. Es sah schlecht für mich aus.
Immerhin fand ich das Hotel dieses Mal auf Anhieb.
Nach der Dusche musste ich feststellen, dass der Wind meinen Badeanzug vom Balkon geweht hatte. Also zu Rezeption, die den Hausmeister beauftragte, das Teil vom Vordach zu retten. Ich könne es später abholen.
Danach bin ich erstmal auf dem Bett ins Koma gefallen, um pünktlich zum Abendessen (Paella und gegrillter Fisch + gegrilltes Gemüse) wieder aufzuwachen.

Alles in allem bin ich nicht wirklich zufrieden. Mit 56 km war es sogar einer weniger als Gestern ( ok, dafür war der Berg dabei ), aber ich war nicht mehr zum schwimmen gekommen. Nunja, das muss dann halt Morgen drin sein. Da ist übrigens Fahrradfreier Tag. Meine Beine seufzen erleichtert.

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