Freitag, 9. November 2012

Radschwimmen

Der Wecker klingelt um 8:00 Uhr. Mittlerweile bin ich es ja quasi gewöhnt so früh aufzustehen. Wahnsinn, dass ich das mal sagen, äh, schreiben würde.

Kurz gefrühstückt, die Tasche gepackt, und dann ab in die Bahn. Heute steht der Rad-Test an. Ich weiß nicht so wirklich was mich erwartet, aber zum Glück bin ich trotzdem nicht nervös.

Irgendwie schaffe ich es, eine Bahn zu früh zu nehmen, und habe deshalb die Wahl, 15min zu warten, oder 5km mit dem Rad zu fahren. Ich entscheide mich für Zweiteres und bin 15 Minuten zu früh bei Brian. Das macht nichts, denn so habe ich Zeit, nochmal kurz mit Martin zu telefonieren, der ein paar gute Nachrichten hat.

Brian fackelt nicht lang und ich hüpfe ins Bad um mich umzuziehen, während er mein Rad auf der Rolle drapiert und mit mehreren Kabeln wie Lametta behängt. Die Konstruktion wird dann mit dem davor auf einem hübschen Oma-Stil Beistelltischchen platzierten Rechner verbunden, der mir lustig blinkende Balken anzeigt, wenn ich in die Pedale trete. Zumindest sollte er das, denn scheinbar weigert sich das Messgerät zunächst standhaft, bis Brian ihm genug zugeredet hat und es dann doch loslegt.

Ich bin einigermaßen beeindruckt von der technischen Finesse die aufgefahren wird, und weitaus weniger von der Ansage, dass der Test aus 20 Minuten "alles was geht" bestehe. Nach dem warm Strampeln, versteht sich.

Ich trete also ein wenig zögerlich in die Pedale und beginne schon jetzt zu Schwitzen wie ein Schwein. Na das kann ja heiter werden. Dazu klingelt es noch, und irgendwer kommt zu Besuch. Während ich trete, fachsimpeln Brian und der Unbekannte über meine Sitzposition. Ich fühle mich wie wenn Mutti mit ihren Freundinnen Erziehungsfragen klärt, während ich daneben sitze. Großartig.

Irgendwann ist das warmstrampeln dann vorbei, und Brian verkündet es würde jetzt losgehen. Ich trete also was geht und fluche bereits nach 2 Minuten still vor mich hin, warum ich gleich so schnell losgefahren bin. Nachlassen geht ja jetzt auch nicht, wie sähe das denn aus...
Also strampeln, fluchen, strampeln. Dazwischen sage ich tonlos sämtliche Gedichte und Songtexte auf, die mir so in den Sinn kommen. "Wer reitet so spät durch Nacht und Wind", "Two roads diverged in a yellow wood", "You gotta lose yourself in the moment", you get the idea. Wenn irgendjemand jetzt Lippen lesen kann hält er mich für komplett bescheuert.

Zum Glück muss der Besucher gehen und Brian muntert mich mit "das sieht gut aus!" und "nur noch 10 Minuten!" auf. Als ob. Das Schlimmste ist, dass ich nicht schnell genug fahren kann, um meinen Sarkasmus auszuschalten. Ich schwitze und trete und murmle vor mich hin und schwitze weiter. Die Uhr am Rechner scheint kaputt zu sein, ich könnte schwören, dass sie 5 Minuten lang 10 Minuten angezeigt hat.

Nach 12 Minuten fangen die Beine an zu zittern. Zum Glück sieht man das nicht, denn sie sind ja mit Treten beschäftigt und die Klickpedale schränken den Bewegungsspielraum seitlich doch schon ziemlich ein. Ich fluche mein Handtuch an und trete weiter, versuche zwanghaft, nicht auf die Uhr zu schauen.

Irgendwann verkündet Brian ein "noch 5 Minuten!" und dann "noch 2!" und irgendwie trete ich pro forma noch ein bisschen schneller. Jetzt ist ja auch egal.

Dann ist der ganze Zauber vorbei und ich darf weitere 10 Minuten locker strampeln um meine Beine wieder abzukühlen. Brian sagt, er sei beeindruckt, aber ich bin mal wieder nicht sicher ob positiv oder negativ. Meine Beine jedenfalls sind ziemlich beeindruckt und verkünden mit süffisantem Grinsen, dass sie Morgen abfallen werden.

Irgendwann klettere ich vom Rad, um in die Laufschuhe zu wechseln und noch eine Runde um den Block zu laufen. Das geht sogar erstaunlich gut, vergleicht man es mit dem Sonntag.

Nach einer Dusche reden wir noch kurz übers Schwimmen und dann schwinge ich mich wieder aufs Rad Richtung nach Hause. Ergebnisse gibt es am Montag. Wir dürfen gespannt sein.

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Für den Abend steht noch Schwimmen auf dem Plan. Ich weiß Mittags schon, dass das ganz und gar keine gute Idee ist. Zur Motivation hatte ich mich mit einer Freundin verabredet, die Überstunden machen muss, und deshalb absagt. Na toll.

Ich mag das Offenbacher Schwimmbad nicht, also fahre ich nach Langen. In der Halle ist irgend eine Veranstaltung, und scheinbar scheint es Freikarten fürs Schwimmbad gegeben zu haben, denn das Becken platzt aus allen Nähten.

Zusätzlich ist grade Jugend-Vereinstraining auf den beiden Aussenbahnen, sodass alle Schwimmer sich irgendwo unter die Aquajogger und das restliche Treibholz verteilen.

Ich habe zum ersten Mal das Pieps-Ding dabei und bin einigermaßen entsetzt über das Tempo, dass das Ding mir abverlangt. Mit gemütlichem Kachelzählen hat das leider nichts zu tun. Statt dessen melden meine Arme, dass sie überhaupt keine Lust auf dieses Schwimmzeug haben, und die Waden beschließen, bei jedem Mal vom Beckenrand abstoßen, Krampfanfälle zu bekommen. Hervorragend.

Ich beginne, den Plan abzuarbeiten und schlängle mich dabei, um die anderen Schwimmer herum. Zeiten einhalten: Fehlanzeige. Das Ganze mutet mehr als Triathlon Schwimm-Start denn Bahnenziehen an. Irgendwie schaffen es die anderen Schwimmer ausserdem, unglaubliche Wellen zu produzieren, sodass ich zum Teil heftige Hustanfälle kriege.

Irgendwann finde ich dann doch eine einigermaßen leere Bahn und auch halbwegs mein Tempo. Nur die letzten 25m sind immer zu langsam. Ich versuche es schneller, mit dem gleichen Ergebnis. Bis mir auffällt, das die Massage-Düsen (aka Strömungsmaschineturboding) eingeschaltet sind, und mir meine Statistik versauen. Na toll.

Ich habe bereits nach 1000m sowas von keine Lust mehr und fluche unter Wasser alle mir entgegenkommenden Schwimmer an, in der Hoffnung, einer möge es hören. Irgendwie schaffe ich es dann doch. Die letzten 500m zwar eine ganze Minute langsamer als vorgegeben, aber das ist mir mittlerweile auch egal. Ich versuche zu evaluieren, welches Körperteil mir nicht weh tut, und komme zu dem Ergebnis, dass meine Zehen noch ganz in Ordnung scheinen, worauf hin ich sie mir prompt am Beckenrand anstoße.

Nach 200m Ausschwimmen starkse ich unglaublich unelegant zur Dusche und beschließe, Schwimmen bis auf Weiteres zu hassen.

Morgen stehen zwei Stunden Radeln an. Zum Glück hasse ich radeln ja sowieso, dann spare ich mir die Mühe, jetzt damit anfangen zu müssen.

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