Sonntag, 20. Dezember 2009

Schneesturm oder: Warum "Schlechtes Wetter" eine Erfindung von Erwachsenen ist

Wir haben seit langem mal wieder weiße Weinachten. Ein Fakt, den ich eigentlich sehr schön finde, wäre da nicht die Kälte aussenrum. In den letzten Tagen ist steht die Termometeranzeige deutlich unter Null, Nachts fröstelt sie sich sogar auf bis zu -16 Grad herunter. Also quasi ideales Laufwetter.

"So schlimm kanns ja nicht sein" dachte ich mir heute, nachdem ich schon letzte Woche im Schnee gelaufen war. Ausserdem zeigt das Thermometer ja gradezu milde -7 Grad an. Nichtsdestotrotz nahm ich zu Kenntnis dass da draussen quasi ein Schneesturm tobte, zumindest für die Verhältnisse die es normal hier in der Gegend hat, kann man das ruhigen Gewissens als "Schneesturm" bezeichnen.

Eigentlich hatte ich heute meinen langen Lauf machen wollen, entschied mich aber angesichts der Tatsache, dass ich verschlafen hatte und erst kurz vor 3 Uhr aufgewacht war dafür, ihn auf morgen zu verschieben und heute nur einen flotten 40 Minüter einzustreuen.

Nun, was soll ich sagen? - Es war trotzdem SAU KALT! Während ich da allerdings so durch das Schneegestöber joggte und die Stille genoss, nur einmal kurz unterbrochen von einem Jogger in knallgelbem Regenüberzieher, der genauso erstaunt guckte einen anderen Verrückten in diesem Wetter vorzufinden wie ich.

Als ich aus dem Wald herauslief und über das Feld trabte, der frische Schnee machte das laufen gleich doppelt so anstrengend, aber immerhin war laufen mit falscher Technik quasi nicht möglich, da man sonst unweigerlich auf die Nase gefallen wäre, musste ich darüber nachdenken, wann in meinem Leben der Punkt gewesen war, seit dem ich Wetter als "schlecht" einstufte.

Für Kinder gibt es kein schlechtes Wetter. Im Sommer freut man sich aufs Schwimmbad oder den Strand. Im Herbst lässt man Drachen steigen, sammelt buntes Laub und baut Höhlen im Wald. Wenn es regnet springt man in Pfützen und fängt Frösche am Teich. Im Winter wartet man sehnsüchtig auf den ersten Schnee um rodeln zu gehen oder auf dem zugefrorenen Dorfteich Schlittschuh zu laufen. Und wenn im Frühling das erste Grün sprießt, kann man es kaum erwarten nach draussen zu kommen, zum See zu fahren oder Ostereier unterm Busch zu suchen. Warum also dieses ständige Gemeckere über schlechtes Wetter bei Erwachsenen frage ich mich, während ich weiter durch den Schnee stapfe.

Eigentlich ist es schön so. Diese weiße Decke, die sich über alles legt und eine eigentümliche Ruhe ausstrahlt. Die Luft ist ungewöhnlich klar und während ich Schneeflocken von meinen Augen blinzle, freue ich mich plötzlich, dass Winter ist.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Der erste Schnee


Heute war in zweierlei Hinsicht eine Premiere:

Der erste Schnee dieses Winters ist heute Nacht gefallen und ich bin zum allerersten Mal im Schnee gelaufen. Auch wenn man diverse Ski- und Snowboard Unterrichtsstunden durchaus als ebenso anstrengend bezeichnen kann (Berghochlaufen - Runterfahren - Berghochlaufen - Runterfahren etc).

Eigentlich war es gar nicht so spektakulär. Sieht man mal von den Bodenverhältnissen ab: meine übliche Laufstrecke steckte zeitweilig unter einer etwa 20cm tiefen Schlammschicht. Dazu kam, dass heute Intervalle angesagt waren. Ich bin ja absolut nicht der Freund von Tempoläufen. Noch dazu nicht bei dem Wetter. Aber was muss das muss halt. Irgendwie hab ich mich durch die 3x 12 min gemogelt und war am Ende sogar noch halbwegs lebendig. Ich befürchte nur, dass die Radeinheit die für heute Abend geplant ist, auf Morgen verschoben werden muss.


Nostalgie

Letztes Wochenende war ich bei meinen Eltern. Meine Mutter hat Geburtstag gefeiert, und weil ich nicht auf meinen langen Lauf Sonntags verzichten wollte, habe ich kurzerhand meine Laufschuhe (und den ganzen anderen Kram eingepackt) und mich Sonntags in den Wald bewegt.

Meine Eltern wohnen in einer Ländlichen Gegend, und zu dem kleinen Örtchen gehört ein recht großer, schöner Wald mit gut ausgebauten Wegen. Dort bin ich bereits zu meinen Schulzeiten immer gelaufen. Eine Laufstrecke zu finden gestaltete sich allerdings als Herausforderung: Meine alten Strecken waren alle zu kurz. Also habe ich einfach alles was ging kombiniert / hintereinandergehängt und dann los.

Erst dachte ich, der Wald hätte sich nicht verändert, in den letzten 5 Jahren. Aber dann stellt man doch immer wieder kleine Änderungen fest. Die Baumschule ist mittlerweile von Schösslingen zu Übermannhohen Tannenbäumchen herangereift. Die Stelle, die vor ein paar Jahren vom Orkan zerstört wurde, ist jetzt dicht mit Büschen und ersten kleineren Bäumen bewachsen. Und der große alte Baum, in den vor Jahren mal der Blitz eingeschlagen hat, hat mittlerweile mehrere stattliche Äste eingebüßt, und man fragt sich ob er den Winter noch überstehen wird.

Ich komme an dem kleinen Nadelwäldchen vorbei und denke mir, dass Nadelwäldchen irgendwie immer ausssehn wie Wälder aus Märchenbüchern. Und an dem kleinen Tümpel, auf dem wir im Winter immer Schlittschuhlaufen waren und in dem angeblich schon so viele schlittschuhlaufende Kinder ertrunken sind.

Am Ende der Strecke liegt der "Nordic Walking Park". Die Gemeinde hat vor einigen Jahren dem Trendsport Nordic Walking Tribut gezollt, und einen Teil des Waldes mit unterschiedlich langen frisch beschilderten Strecken und einen Lehrpfad mit großen Tafeln auf denen die richtige Technik erklärt wird, ausgestattet. Nichtsdestotrotz kam mir an diesem Sonntagvormittag genau ein Nordic Walker entgegend. Alle anderen waren skistockschwingende, tratschende Hausfrauen.

Man sollte wirklich nicht glauben, was in so einem Wäldchen am Wochenende los ist. Früher habe ich mir abgewöhnt, Samstags Mittags zu laufen, weil man dort vor lauter Menschen kaum ein Tempo halten konnet. Immer wieder blockierten Herden aus "Nordic Walkern" (also die Variante Skistock + Hausfrau) die komplette Breite des Weges.

Lustig ist auch zu sehen, wie sehr sich die Mode von der in der Stadt unterscheidet. Sieht man hier Läufer, so tragen sie zumeist neue oder neuere Laufschuhe, Tights und Jacken von namhaften Herstellern und darunter wohl teure Funktionswäsche. Ein Großteil der Läufer die mir dort begegneten, trugen entweder den Jogginganzug des örtlichen Sportvereins oder eine kombination aus uralten - und ich meine mit uralt 20+ Jahre - Adidas-Tights und - T-shirt, dazu ausgelatschte Sportschuhe.

So nett und nostalgisch das Erlebnis auch war: Weihnachten steht der nächste Besuch bei den Eltern an. Und damit wohl auch die nächste Runde dort im Wald.