Dienstag, 31. August 2010

Nr. 5 lebt

Mein zweiter Jedermann-Triathlon ist zu Ende. Ich hab es überstanden. Und sogar meine Zeit ein wenig verbessert, eine neue Freundin gefunden, ein bisschen was dazu gelernt und vor allen Dingen viel Spaß gehabt.



Die vergangene Woche war recht ereignisreich gewesen. Das sollte sich auch am Freitag nicht ändern, und ich beschloss mich Abends mit einigen Freunden zu treffen, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Es war ein wirklich schöner Abend, und obwohl ich „nicht so lange bleiben“ wollte kam ich dann doch erst um 2 Uhr ins Bett.

Schon blöd, denn um 5 Uhr klingelte der Wecker am Samstag morgen. Meine Eltern hatten sich standhaft geweigert, mir das Auto zu leihen und da auch sonst keiner zu dem Wettkampf fahren wollte, den ich kannte, musste ich wohl oder übel den Zug nehmen. Also aufstehen um 5. Öffnen konnte ich die Augen noch nicht wirklich, also suchte ich extrem verschlafen meine Sachen zusammen und drapierte sie auf dem Bett. Schuhe, Helm, Schwimmbrille, Startnummernband, Sonnenbrille, Mütze, oh fast die Verpflegung vergessen. Kurzes fischen in meiner Abstell- und Rumpelkammer und ich hatte meinen BW-Rucksack zu Tage oder eher Morgen gefördert, der zwar nicht Aerodynamisch aber zumindest groß genug für den ganzen Kram war.

Panisch alles in den Rucksack stopfen. Ein Handtuch und frische Unterwäsche fürs Duschen danach dazu, dann noch schnell Sonnencreme und die Standard-Medizin-Ausrüstung (Pflaster, Systral Salbe und Aspirin) dazu. So. Was als nächstes? Ah genau, Fahrrad. Da die Radstrecke ein Rundenkurs sein würde, entschied ich mich, den Tria-Lenker wieder abzumontieren. U.a. auch weil ich es nicht geschafft hatte, mit Thorsten zusammen meine Sitzposition noch ein wenig dafür zu optimieren. Also her mit dem Multi-Tool und fleissig Schrauben. Dann nochmal den Reifendruck checken und etwas mehr Luft geben, anschließend mit den Flaschen in die Küche und brav auffüllen.

Anziehen. Wo ist der blöde Tria-Einteiler? Ach genau, den hatte ich zum Koppeln an und wollte ihn waschen, was ich natürlich vergessen habe. Mist. Also aus der Kiste mit der Schmutzwäsche gefischt und dran geschnuppert. Igitt. Lieblos ein paar Spritzer Febreze drauf, wird schon irgendwie gehen. Schwimmen ist ja zum Glück zuerst. Noch ein paar Shorts und ein T-Shirt drüber und irgendwie die Haare machen. Ein Haargummi tuts.

Irgendwas vergessen?

Die Katzen streichen um meine Beine und bekommen realtiv lieblos etwas Trockenfutter in ihr Schälchen, sorry, heute Abend gibt es dafür etwas leckeres. Schnell noch zwei Brote geschmiert und was man sonst noch so taugliches im Kühlschrank findet inklusive einer 1,5L Flasche Wasser in den Rucksack gestopft und dann, immer noch sehr verschlafen, losgefahren.

Es wird grade hell und am Bahnhof ist - natürlich - keine Menschenseele. Die S-Bahn rattert halbwegs pünktlich an und ich fahre die letzte Station zum Hauptbahnhof. 10 min Zeit dort zum Umsteigen. Das reicht um mir ein paar Kohlehydrate beim Bäcker zu kaufen und auch noch kurz zum Bankautomaten zu sprinten. Anschließend rein in den Zug und warten. Der tuckert dann langsam los in Richtung Mannheim und ich habe zum ersten Mal an diesem Morgen Zeit.

In Alsbach steigt eine Frau mit Ringelpullover und Gesundheitsschuhen und Trekkingrad ein. Sie ruft ihren Mann an, dass er ihr die vergessene Trinkflasche Mittags mitbringen soll und setzt sich dann neben ihr Rad auf einen Klappsitz um ein Müsli mit Joghurt zu verspeisen. Manche Leute sind eben wandelnde Klischees.

Die Regio-Bahn hält in jedem kleinen Kuhkaff und deshalb dauert die Fahrt recht lange. Ich spiele ein bisschen mit meinem Handy und freue mich über Glückwunsch-Tweets. Irgendwann sind wir dann auch in Weinheim und ich steige aus. Mein Verbindungsplaner sagt etwas von OEG an Bussteig 5 und 5 min Laufweg. Vor dem Bahnhof gibt es Bussteig 1-4. Keine Spur von 5.
Zwei Mitarbeiter der Deutschen Bahn können mir auch nicht weiterhelfen und so fahre ich einem einsamen Schild dass in eine Richtung zeigt nach und frage schließlich einen älteren Herren nach diesem rätselhaften OEG. Der weißt mir den Weg und ein OEG stellt sich als eine Straßenbahn Richtung Mannheim heraus. Fast 30 Minuten warten jetzt.

Eine Frau setzt sich neben mich, fängt an mir von ihrem Leben zu erzählen. Sie ist etwa so alt wie mein Vater und Witwe, wohnt bei ihrem Freund in Darmstadt und hält sich mit Putzjobs über Wasser. Als gelernte Altenpflegerin verdient man eben nicht gut, und der Rücken macht auch nicht mehr so mit. Sie sei in einer Bauernfamilie aufgewachsen, von klein auf harte Arbeit, bereits mit 20 die ersten Beschwerden. Aber das sei eben so gewesen, damals. Sie wolle nicht mehr zurück. Sie schimpft noch ein bisschen über das Wetter und endlich fährt die Straßenbahn ein und ich kann flüchten.

Ein Rentner schaut mich und mein Fahrrad komisch an als wir uns setzen, aber ich beschließe ihn zu ignorieren. 10 min braucht die Bimmelbahn, dann sind wir da. Ich steige aus und fahre in die Richtung die ich mir vorher ausgesucht habe. Hier ist schon ein bisschen mehr los, aber es ist ja jetzt auch schon fast 9 Uhr. Relativ Problemlos erreiche ich die Straße, die mich zum Stadion führen soll, und da stehen auch schon einige Schilder. Ein kurzes durchwurschteln unter dem rot-weißen Absperrband und jemandem nachfahren der ein teures Zeitfahrrad in eine kleine Seitenstraße schiebt und ja, richtig hier.

Die Startunterlagen sind schnell geholt, der Mensch am Radcheckin meckert, dass mein Helm so locker sitzt. Lässt sich aber von meinem Beteuern, dass mein Kopf mir heilig ist und der nur für die Fahr hierher so locker war überzeugen. Ich habe Startnummer 5 gezogen. Nummer 5 lebt, denke ich und, dass ich mich doch wohl ziemlich früh angemeldet haben muss.

Jemand hat hübsche Stühlchen auf dem Rasen verteilt, und meiner ist ganz nahe am Ausgang zur Radstrecke. Quasi Perfekt. Ich beginne auszupacken und anzurichten, geht alles schneller als erwartet. Anschließend erstmal die Wechselzone und das Schwimmbecken erkunden. Die Strecke vom Schwimmen zur Wechselzone ist recht lang und hat auch noch ein paar Stufen. Ohje. Ich ahne Schlimmes, aber was solls. Zurück zum Rad. Mittlerweile ist Nummer 4 eingetroffen, und Ihre Startnummer sagt, dass sie Franziska heißt. Franziska ist ein bisschen nervös und fragt mich nach einer Standpumpe, sie sei mit dem Zug da. Da auch ich keine habe versuchen wir bei den Nachbarn zu schmarotzen, aber auch die haben keine. Anschließend kläre ich bei einem nahe stehenden Ordner die Frage, wie viele Runden wir laufen müssten. Zwei, sagt der, obwohl im Internet etwas von 3 stand. Also nachher bei der Besprechung gut aufpassen.

Ich unterhalte mich etwas mit Franziska, die als Jugendliche mit dem Triathlon angefangen hat, aber jetzt wegen Schule und Studium ihren ersten Wettkampf seit 6 Jahren macht. Wir unterhalten uns weiter, und ziehen gemeinsam los, Richtung Schwimmbad. Ein kurzer Panikmoment, als ich auf dem Weg meine Schwimmbrille verliere, sie aber zum Glück kurz darauf wieder finde. Während wir noch mal obligatorisch pinkeln gehen, beginnt draussen die Wettkampfbesprechung. 5 Minuten früher als angesagt. Egal, eine Frau erklärt uns, was wir verpasst haben. Dann ab in die Schleuse und zum Becken. Wir sind in der selben AK und in der selben Startgruppe. Franziska nimmt Bahn 4, ich bin auf Bahn 5 eingeteilt. Die 5 auf der 5. Auch nicht schlecht.

Wir haben 5 Minuten Zeit zum einschwimmen (diese Zahl verfolgt mich) und ich ziehe die ersten Züge nach fast 5 Wochen ohne Schwimmtraining. Na ob das mal gut geht. Mit mir auf der Bahn sind noch 6 weitere Frauen. Nach kurzer Besprechung ist klar: mit einer Zielzeit von 9-10 Min werde ich als Erste schwimmen. Es bleibt kaum Zeit für Diskussionen, denn da beginnt schon der Countdown. Wir reihen uns brav auf und dann geht es los. Ich stoße mich ab und ziehe mit einem Affenzahn davon. Erstmal ein bisschen Abstand rausschwimmen. Auf der Bahn nebenan schwimmt Franziska. Knapp eine halbe Bahn schaffe ich es, dran zu bleiben, dann schwimmt sie mir davon. Bei einer geplanten Zeit von 7 Minuten muss sie das auch.

Die erste Wende, ich versuche es mit einer Rolle und sie klappt sogar. Die Zuschauer am Ende der Bahn scheinen beeindruckt. Und ich bin es auch, von der Tatsache, dass ich kein Wasser in der Nase habe. Weiterschwimmen. Nach den ersten hundert Metern fangen die Muskeln an zu schmerzen. Das kommt davon wenn man sich nicht richtig einschwimmen kann. Aber es wird gleich vorbei sein. Ich beisse die Zähne zusammen und schwimme weiter. Nach 300 Metern sind die Muskelschmerzen dann weg und ich kann mehr oder weniger entspannt weiterschwimmen. Das Becken kommt mir sehr entgegen, da ich keine Kraft mit aus dem Wasser oder nach vorne schauen vergeuden muss. Einfach sauber durchschwimmen. Mittlerweile trennt mich noch eine halbe Bahn von der letzten Schwimmerin auf unserer und unsere Zählerin vergisst doch tatsächlich, mir die letzte Bahn anzuzeigen und erschrickt ziemlich auf Nachfrage. Egal, die letzten hundert Meter, ich gebe noch einmal ein bisschen Gas und ziehe mich dann an Land. Kurz den Kreislauf sacken lassen, dann Brille und Häubchen ab, Zweiteres in die vorgesehenen Tonnen werfen und ab zum Rad.

Der Weg zieht sich nach dem Schwimmen noch länger als erwartet und ich kämpfe mich über den Kunstrasen und die Treppe hoch und wieder runter. Von hier aus ist das Rad immer noch ganz schön weit weg, also hinjappsen, Schuhe an, Startnummer an, Helm auf, Brille auf, Rad schnappen, loslaufen. Ohje, das war ein langsamer Wechsel. Es piept als ich über den Zeitnehmer laufe und da ist auch schon die rote Linie zum aufsitzen. Unelegant schwinge ich das Bein über den Sattel. Ein gequältes Lächeln zu den Helfern um meine mangelnde Aerodynamik zu entschuldigen. Dann mal los.

Der Rundenkurs ist recht kurz, insgesamt sind 6 Runden zu fahren. Die Kurven sind alle machbar, nur eine ist dabei bei der man etwas stärker abbremsen muss. Aber es läuft ganz gut. In Einer sitzt ein Fotograf. Der größte Teil ist Windfrei, nur eine Stelle hat doofen Gegenwind und an einer anderen gleicht der Bodenbelag eher der Hautstruktur eines 16Jährigen als einem Boden. Aber was solls. Ich bin recht flott unterwegs, aber nicht so flott wie ich es gerne wäre. Der Schnitt mag einfach nicht über die 30 hinaus. Vielleicht hätte ich doch nochmal schwimmen gehen sollen. Ich überhole trotzdem einige Rennräder, sogar ein Zeitfahrrad und einen Alltags-Drahtesel überrunde ich zweimal. Fein, immerhin nicht letzter. Die Beine werden nach der dritten Runde langsam schwer, zum Glück legt sich das Gefühl irgendwann. Beim Fotografen versuche ich zu lächeln, als es scheitert, bemühe ich mich zumindest, den Mund geschlossen zu halten und mich professionell in die Kurve zu legen.

Ich versuche von meiner Plörre zu trinken, mein Magen beantwortet dies mit nach-Plörre-schmeckenden-Aufstoßern. Dann halt Wasser. Irgendwann ist auch endlich das geradel zu Ende (Franziska hat mich am Ende kurz überholt) und ich biege wieder Richtung Wechselzone ab. Kurve, noch ne Kurve, ah da ist die Markierung zum absteigen, runter vom Rad, rauf auf den Rasen und das Rad irgendwie an den Stuhl gelehnt. Schuhe aus, Helm ab, andere Schuhe an, Uhr geschnappt, losgerannt. Na wenigstens etwas schneller als vorher.

Die neue Uhr findet recht schnell einen Satelliten und verrät mir, dass ich mit 3er Schnitt unterwegs bin. Komisch, dabei komme ich doch überhaupt nicht von der Stelle. Also abbremsen. Über den eiernden Boden balancierend wieder aus dem Stadion raus. Der Weg ist abgesperrt, es geht scharf rechts, ein kleiner Trampelpfad im Wald tut sich vor mir auf. Das ist ja nett! Fast Singletrail. Aber was ist dass denn? Jemand kommt mir entgegen. Eine Laufspur für Hin- und Rückweg ist natürlich zu wenig. Und auf dem Gras läuft es sich nicht so doll. Dazu ist die Strecke leicht profiliert, zum Teil sogar sandig. Na großartig. Das mit der Laufbestzeit kann ich also auch vergessen. Eine weitere Kurve, dann geht es eine langgezogene Steigung hoch. Ich schiele auf meinen Puls und stelle fest, dass ich das besser nicht gemacht hätte. Lieber weiter die Augen auf den Pace starren lassen. Der ist erstaunlich zäh bei dem Versuch, von der 6 vorne wieder auf die 7 rutschen zu wollen. Also laufe ich keuchend etwas schneller.

Oben angekommen endlich ein Stück Straße, am Ende gibt es Wasser, ein Schlückchen, dann weiter. Ich werde von der ersten Frau überrundet. Die hat einen seltsamen Laufstil. Aber sie kanns ich das wohl leisten. Ich habe vermutlich auch einen seltsamen Laufstil, noch dazu muss ich aussehen als kollabiere ich gleich. Ich überhole eine andere Frau. Dann mit stolz geschwellter Brust den Anstieg von eben wieder runter. Na wenigstens etwas. Den Rest der Strecke wieder zurück bis ins Stadion. Da stehen zwei Schilder, 2. Runde und Ziel. Ich bin kurz versucht Richtung Ziel abzubiegen und teile einem dort wartenden Helfer meine Überlegung mit. Der winkt ab und meint ich hätte doch schon die Hälfte. Der hat gut reden.

Also weiter, nochmal die ganze Tortur, Trampelpfad, Sandstück, Schotterweg bergauf, Straße, Wendepunkt mit Wasser und dann alles wieder zurück. Kurz vor Ende springt vor mir eine Frau aus dem Gebüsch und schreit eine vor mir Laufende hysterisch an. Die beginnt in Panik einen Sprint. Sollte das das Ziel der übereifrigen Anfeuerin gewesen sein, dann hat sie es erreicht. Mich springt keiner an, obwohl ich das Gebüsch genau sondiere. Letzer Teil der Strecke im Stadion, mir fehlt sogar die Kraft für einen Endspurt. Die Zeit, die ich beim einlaufen sehen konnte sagt mir auch, dass ein Endspurt es nicht mehr rausreissen wird. Im Ziel schaffe ich es, die Arme halb zu heben. Fertig. Heiß. Trinken.

Franziska kommt mir entgegen und gratuliert mir, ich trinke einen halben Liter Apfelsaft und hole mir mein Dixie-braunes Finishershirt ab. Wenigstens nicht hellblau. Danach duschen, essen, warten. Franziska hat den zweiten Platz unserer AK belegt, und da wir beide zum Bahnhof müssen warte ich noch mit ihr auf die Siegerehrung. Lachend hält sie mir den gewonnenen Gutschein für einen der anwesenden Aussteller entgegen, bei dem sie zuvor genau die Summe des Gutscheins ausgegeben hatte. Pech gehabt. Na dann beim nächsten Mal. Wir fahren gemeinsam zum Bahnhof, und dann geht es, ziemlich erschöpft, zurück nach Hause.

Ergebnis meines zweiten Jedermannrennens:
1:28:12 - S 10:43 - T1 2:27 - B 39:52 - T2 1:22 - R 33:48 macht Platz 48 (von 78) in der Gesamtwertung und eine AK Platz 5 (von 5).

Freitag, 13. August 2010

Mein erstes Mal

Tja was soll ich sagen. Eigentlich wollte ich diesen Bericht schon wesentlich früher abliefern, aber wie immer kam das ein oder andere dazwischen und deshalb hat es eben etwas länger gedauert. Aber besser spät als nie. Genug gejammert:

Ich habe es getan. Ich darf mich nun endlich auch waschechte ‘Triathletin’ schimpfen, nach fast einem dreiviertel Jahr Training für etwas das man noch nie getan hat, ist das ein echt gutes Gefühl. Aber eins nach dem anderen.

Nachdem ich meine Motivation regelmäßig zu Trainieren an Silvester irgendwie verloren hatte, kam mir Ende März die Idee, mich nun einfach für einige Wettbewerbe anzumelden, da ich dann ja nicht anders könnte als zu trainieren. Natürlich konnte ich anders und war auch weiterhin sehr faul. Als mich Clara dann zwei Wochen vor meinem ersten Wettkampf darauf hinwies, dass es eben nur noch besagte zwei Wochen seien, fiel ich buchstäblich aus allen Wolken, und fing ein Panik-Notfalltraining an, dass sich sehr zu meiner Überraschung als recht erfolgreich herausstellte.

Dann sollte er also kommen der große Tag. Mein Rad hatte ich bereits einen Tag vorher Thorsten, der freundlicherweise Taxidienst für mich und mein Rad spielen würde und auch selbst teilnehmen wollte, anvertraut und sicher in dessen Kofferraum verstaut. Meine Sachen waren gepackt, der Triaeinteiler lag bereit und ich hätte eigentlich nur noch einschlafen und dann am nächsten Morgen früh aufwachen und loslegen müssen. Aber so einfach ist das alles nicht. Während ich da so lag und vor mich hingrübelte fiel mir dann auch noch siedend heiß ein, dass ich natürlich doch etwas vergessen hatte. Ein plötzliches Aufspringen und das Startnummernband noch in die Tasche gestopft. Dann wieder hinlegen. Versuchen einzuschlafen.
Meine Katzen waren etwas irritiert davon, dass ich an diesem Tag so früh ins Bett gegangen bin und liefen aufgeregt auf meinem Rücken im Kreis. Meine Gedanken liefen ebenfalls im Kreis, allerdings nicht auf meinem Rücken, sondern eher in hohem Bogen um den nächsten Tag, während ich hauptsächlich über die Wechsel grübelte. Normalerweise bin ich nicht aufgeregt. Ich kann vor Prüfungen, Wettkämpfen oder sonstigen wichtigen Termin sehr rational und ruhig bleiben, da ich mich selbst in der Regel sehr gut einschätzen kann und daher weiß wie alles laufen wird. Bei einem Triathlonwettkampf sieht das in diesem Fall allerdings anders aus. Es gibt einfach zu viele Variablen die ich nicht kenne, noch nie gemacht oder erlebt habe und daher kann ich in diesem Fall leider nicht ganz so ruhig bleiben wie geplant und leider schon gar nicht schlafen.

Naja irgendwie habe ich es dann wohl doch geschafft, denn mein Wecker klingelte viel zu früh und ich quälte mich aus dem Bett unter die Dusche und dann in meinen Triaeinteiler, schmierte mir noch ein paar Brote für die Fahrt und wankte dann zum verabredeten Treffpunkt.
Thorsten war überpünktlich und wir fuhren gemütlich die sonntagmorgentlich ruhige Autobahn entlang, frühstückten während der Fahrt und ich konnte noch ein paar letzte Fragen klären. Weniger große böse Unbekannte.
Vor Ort waren wir natürlich viel zu früh, weil Thorsten eigentlich auch ein kleines Nervenbündel ist, dass aber natürlich niemals zugeben würde :-) Aber immerhin waren deshalb noch einige Parkplätze im Schatten und in der Nähe des Eingangs frei.

Nach dem parken gings erstmal ans Räder aufbauen. Da Thorsten keinen Pickup oder Kleinlaster besitzt sonder ein Kompaktfahrzeug das dem Namen alle Ehre macht mussten 4 Räder wieder an den Rest vom Rad montiert und der Reifendruck nochmal überprüft werden.
Während ich Thorsten frickeln ließ, kam mir der Gedanke, die mitgebrachte Sonnencreme anzuwenden (ich bin sooo stolz dass ich daran gedacht habe!), die zwar nach Aussage diverser Sportler extrem gut wirkt, aber einfach nur stinkt wie Hölle (zum aufsprühen).

Irgendwann war dann auch Zeit um die Startnummern und den Rest abzuholen und die Räder abzugeben. Das Ganze fand auf dem Gelände eines Schwimmbads mit Badesee statt, weshalb wir einmal quer durchs Freibad watschelten. Besonders gefreut habe ich mich weil wir sogar schicke Nummern auf den Oberarm gemalt bekamen, da kommt schon fast Ironman-Stimmung auf. Die Rad- und Helmkontrolle war so hypergenau, dass man meinen könnte, der Ordner wollte uns später persönlich vom Rad schubsen. Aber anscheinend war man ganz zufrieden mit unserem auftreten. Also Räder in die Wechselzone geschoben (gab nur eine für T1&2) und erstmal Thorsten beim aufbauen zugesehen und mir überlegt, wie ich alles bei mir arrangieren könnte.

Naja irgendwie war trotzdem noch viiiel zu viel Zeit, und nach und nach trudelten die anderen Leute und unsere Bekannten ein. Einige Gesichter kannte ich sogar schon, und während des allgemeinen herumbegrüßes kam ich mir schon total professionell und wichtig vor. Clara, die ganz spontan auch mitgemacht hat, erbarmte sich dann auch und ging mit mir einmal die Wechselzone ab, aus dem Wasser und dann zum Rad, und dann raus auf die Radstrecke und das gleiche für den zweiten Wechsel. Leichte Panikanfälle meinerseits, dass ich den Rad- und Laufausgang verwechseln könnte und einige Rätselleien über die Schimmstrecke später (“Welche von den Bojen da muss man denn jetzt umschwimmen?” “Im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn?” “Die sind ja so nah am Land, ich steig einfach aus und laufe am Rand entlang”) traf dann eine grauenhafte Guggemusikgruppe und erfreute uns mit schauerlichen Eigeninterpretationen von “Tanze Samba mit mir” und “Viesta Mexikana”.

Irgendwer hätte den Musikern vielleicht mitteilen können, dass die allgemeine Wettkampfbesprechung irgendwann anfing (in der auch das Rätsel der Bojen gelöst wurde), tat aber keiner. So posaunte und trompetete die bunte Meute lustig weiter, bis endlich einer der Musiker realisierte, dass jetzt doch besser Pause angesagt war. Derweil wurde um mich herum bereits spekuliert, dass die Musiker vielleicht bestellt worden waren, um die Athleten anzutreiben. Frei nach dem Motto “bloß weg hier!”. Nach der Besprechung starteten gleich die Kinderchen (“Putzig!” “Oh Gott wie niedlich!” “Hast du das kleine Rad gesehen? Wie geil!”) und Schlag auf Schlag starteten dann immer eine AK aufsteigend die ersten Schwimmer im See.

Der Riegel den ich kurz vor Beginn der Besprechung noch verputzt hatte lag mir mittlerweile schwer im Magen. Mit einem entsetzten Blick stellte ich fest, dass wir mittlerweile bei der AK unter den Damen angelangt waren, und zwangsläufig die gelben Badekappen die nächsten sein würden, die sich ins Wasser begaben. Verzweifelt versuchte ich ein lockeres, entspanntes Gesicht aufzusetzen während mir der Allerwerteste nun doch ziemlich auf Grundeis ging. Zu froh war ich, als wir endlich ins Wasser konnten, die Abkühlung tat meinem erhitzten Kopf wirklich gut! Ich schwamm ein paar Züge mit der Gewissheit, dass ich beim Start nicht genug eingeschwommen wäre, und kam zurück um mir einen Startplatz zu suchen. Womit wir gleich beim nächsten Problem angelangt wären.

Wie zuvor gelernt reihte ich mich brav etwas seitlich ein. Nur wie weit vorne? Ich wusste, dass ich ein recht guter Schwimmer war, aber ich hatte keine Ahnung, wer im Feld nun besser und wer schlechter sein würde als ich. Also versuchte ich es in der Mitte.
Das stellte sich als fataler Fehler heraus. Aber der Reihe nach. Der Startschuss ging und alle rannten ins Wasser als wäre der Teufel hinter ihnen her. Ich betrachtete das kurz, und ging dann langsam hinterher, bis ich genug Platz hatte um den ersten Kraulzug zu machen. Aber ach! Schon nach zwei Zügen sah ich die Beine meiner Vorderfrau vor mir (sonst allerdings nichts, weil der See anscheinend aus grüner, undurchsichtiger Götterspeise bestand), die natürich wesentlich langsamer schwamm. Also zum überholen ansetzen und sogleich in ein weiteres Paar Beine rechts von mir schwimmen. Na Super. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft mich aus dem Pulk halbwegs herauszuwurschteln, was allerdings aufgrund der schlechten Sicht doch recht anstrengend war, und so war ich schon am schnaufen, bevor ich die erste der drei Bojen erreichte. Egal, Hauptsache endlich Platz zum schwimmen.

Ich kraulte also so vor mich hin, vorbei an der ersten Boje, dann an der Zweiten, meine Güte ist das langweilig. Ich beschloss schneller zu schwimmen, mir ging allerdings nach ein wenig Zeit die Puste aus, also wieder etwas langsamer. Wie lang war diese verdammte Schwimmstrecke? Hatte ich mich evtl. verschwommen? Ein weiteres kraftraubendes Kopf aus dem Wasser strecken. Nein, ich war immer noch auf Kurs. Und da endlich die letzte Boje! Beim umschwimmen stellte ich fest, dass ich irgendwo im vorderen Drittel der Damen sein musste und auf dem Schlusssprint von vielleicht 150m musste ich ständig aus dem Wasser schauen weil ich panische Angst hatte, mit dem Kopf ans Ufer zu stoßen. Jaja, ich weiß, ich bin total rational...

Irgendwann war dann das Ufer doch da und ich stapfte japsend an Land. Ich war ja jetzt schon total aus der Puste ich brauchte eine Pause! Ein kurzer Blick auf die Uhr, ca. 10 Minuten hatte ich gebraucht, komisch, war mir vorgekommen wie eine halbe Ewigkeit! Der Rasen stieg sanft zur Wechselzone auf und Angesichts der vielen Leute um mich herum war natürlich an Pause nicht zu denken! Nur nicht das Gesicht verlieren! Also zum Rad japsen, dort erstmal das Handtuch schnappen und das Gesicht und die Füße notdürftig abtrocknen. Dann die vorbereitete Startnummer, Sonnenbrille und Helm überstreifen und in die Radschuhe schlüpfen. Das Rad vom Hängedings herunterhiefen und ab gehts. Hilfe, ich japste ja immer noch! Egal, ignorieren und weiterlaufen, gar nicht so einfach mit den Radschuhe, das hätte ich vorher mal üben sollen. Auf dem Gras ging es noch einigermaßen, dann, die letzten paar Meter auf Beton muss ich sehr lustig ausgesehen haben. Über das Brett, dass die Wechselzone begrenzte und dann aufsitzen und losfahren.

Hoppla, das ging ja sogar besser als erwartet! Obwohl ich immer noch ziemlich aus der Puste war, gingen die ersten Meter schon recht flott und ich war schnell auf meiner angestrebten Geschwindigkeit von 30km/h. Ich überholte sogar einige Mädels vor mir!
Es ging quer durchs Wohngebiet und dann raus aus der Stadt übers Feld. Mein Einziges Ziel: möglichst weit kommen bevore Clara mich überholen würde. Also strampelte ich wie ein Weltmeister, Unterführung runter und wieder rauf, weiterstrampeln! Irgendwie war die Strecke recht öde und langweilig, und bei km 7 oder 8 rauschte dann auch Clara an mir mit einem kurzen “Hallo Eva!” vorbei. Derweil strampelte ich weiter übers Feld, die Strecke zog sich, aber wenigstens der kleine Ort in dem zwei Leute am Straßenrand standen und klatschten bot ein bisschen Motivation kurz vor der Wende. Also gewendet, und die gleiche Strecke zurück. Wieder an den Klatschern vorbei, übers Feld. Verdammt wo kam denn nun dieser Wind her? Der brachte mich dann doch ein wenig aus dem Konzept, auch wenn an den Bäumen ringsum nichts zu sehen war, ich rutschte auf 27-28 km/h ab und hatte echte Mühe dieses Tempo zu halten.

Erst an der Unterführung gelang es mir dann wieder, in Fahrt zu kommen, und das letzte Stück um den See, dass vom Hinweg abwich, noch einigermaßen flott über die Bühne zu bekommen. Zwar hatte ich gelesen dass man auf den letzten Metern langsam machen sollte, aber beschloss, dass das für mich psychologisch einfach nicht möglich war. Statt dessen gab ich Gas bis zum Ende und bremste dann vor dem Beginn der Wechselzone scharf, um dann wiederum über den Asphalt zu meinem Stellplatz zu hoppeln. Völlig aus der Puste legte ich meinen Helm ab und versucht, aus meinen Schuhe zu kommen, ohne umzukippen. Ohne Erfolg. Der Eindruck den ich nun auf die Anderen machte war mir mittlerweile auch egal, ich ließ mich wenig Elegant auf den Hintern plumpsen und zog dann meine Schuhe aus und anschließend Socken und Laufschuhe an. Die blöden Schnürsenkel wollten natürlich nicht halten, und ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich nicht daran gedacht hatte, diese Gummischnürsenkel zu kaufen. Naja. Hinterher wird man klug. Ich hatte auf dem Rad nicht genug getrunken und nun tierisch Durst. Also noch einen großen Schluck aus der Flasche und dann ab auf die Laufstrecke.

Ein Blick auf die Uhr, mit zwei Wechseln stand da für die Radzeit eine 43, gar nicht mal so übel. Mein Pulsmesser hatte allerdings im Wasser den Geist aufgegeben, weshalb ich ohne dessen Kontrolle laufen musste. Da ich immer noch völlig aus der Puste war und mich alle gewarnt hatten, dass ich auf der Laufstrecke am Anfang zu schnell sein würde, beschloss ich ein paar Meter zu gehen bevor ich im Schneckentempo loshoppelte.
Nach der ersten Ecke gab es gleich einen Verpflegungsstelle wo ich mir einen Becher Wasser schnappte, den ich wagemutig im laufen zu trinken versuchte. Das Ganze endete in einem einzigen gepruste und ersticke. Zu dumm. Also weitertraben.
Umgotteswillen, langsamer ging es wohl nicht! Nicht nur dass mir wegen des geradels alles sehr langsam vorkam, nein, es schienen mich jetzt auch noch alle, die ich bisher nicht gesehen hatte zu überholen. Dazu kam, dass es mittlerweile sehr heiß war, und die Sonne mir auf der quasi schattenlosen Laufstrecke auf den Kopf knallte. Zu blöd wenn man keine Mütze dabei hat!

Der Asphaltweg übers karge Feld schien sich ewig hinzuziehen, und ich hopplte mit meinen Minischrittchen tapfer weiter. Irgendwann kam mir auf der Gegenseite Clara wieder entgegen, die schon bei km 4 oder so ähnlich war. Auch Thorsten habe ich gesehen, der war aber anscheinend genauso am Ende wie ich selbst. Nach 2,5km, die sich eher wie 25 angefühlt hatten endlich eine Versorgungsstelle mit Wasser, wo ich mir gleich zwei Becher krallte, einen beherzt über den glühenden Kopf geleert, den anderen vorsichtig, aus Fehlern lernt man ja, im gehen, ausgetrunken.

Der Rückweg schien sich noch länger zu ziehen als der Hinweg. Aber immerhin waren immer noch genug andere Leute auf dem Hinweg. Meine Sorge, Letzte zu werden wurde also nicht erfüllt. Ein Glück!
Ich versuchte kurzzeitig schneller zu laufen, aber irgendwie auch erfolglos. Ein Junge mit einem Handy in der Hand zockelte an mir vorbei, bremste dann aprupt ab um eine SMS zu tippen. Kopfschüttelnd überholte ich, um dann von ihm abermals einen Kilometer später überholt zu werden. Die Jugend von heute! Irgendwann standen dann ein paar Bekannte die schon fertig waren am Wegesrand und ich konnte das Ziel sehen! Meine Uhr zeigte 1:29 was mich zu einem Endspurt veranlasste, um dann, nach meiner Rechnung, nach 1:29:34 ins Ziel zu kommen. Ich hatte mein Ziel erreicht und war unter 1:30 geblieben!

Im Ziel wartete Clara und ich verspeisste erstmal ungefähr eine ganze Wassermelone, auch wenn ich Wassermelonen hasse, aber der Flüssigkeitsverlust forderte eben seinen Tribut.

Tja mein Fazit? Spaß hat es gemacht! Es ist gar nicht so schwer wie man es sich vorstellt, und die Leute die man dabei trifft, kennenlernt und die einen begleiten sind einfach toll. Ein Blick in die Ergebnislisten zwei Tage später zeigte mir, dass ich im letzten Drittel der Frauen gelandet war, aber immerhin noch zwei Teamkollegen nach mir im Ziel waren, was mich dann doch mächtig stolz machte. Ich hab es getan und ich werde es wieder tun. Das Ziel fürs nächste Mal? 1:20 h. Drückt mir die Daumen!