Montag, 27. September 2010

Was das Opfer so treibt

Ich war in letzter Zeit recht beschäftigt, nicht nur sportlich, sondern auch Privat geht es wieder bergauf. Der neue Job ist recht Zeitintensiv und macht es zur logistischen Herausforderung gleichzeitig Sport zu treiben und abnehmen zu wollen.

Zum Aktuellen Stand: Meine Triathlon-Saison ist vorüber, und für den Jahresausklang ist am 4. Dezember ein Halbmarathon geplant. Für den bin ich auch bereits am Trainieren, die entsprechenden Tagebucheinträge werde ich demnächst mal hier nachtragen.

Das mit dem Abnehmen klappt ausnahmsweise mal gut im Moment. Ich habe in den letzten 3 Wochen knapp 4kg abgenommen, fühle mich gesund, fit und fröhlich, und hoffe dass der Kurs so weitergeht. Was genau ich gemacht habe folgt ebenfalls in Kürze in Form eines Artikels.

Dienstag, 7. September 2010

... something else is going to hurt worse later.

Mir fehlen die Worte, und das ist nun wirklich selten. Meine erste Olympische Distanz ist vorbei und es hat so unglaublich viel Spaß gemacht, dass ich jetzt richtig traurig bin, dass die Saison für dieses Jahr vorbei ist.

Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Scheissteil. Ich muss unbedingt den Klingelton ändern. Im Bett war ich wie immer viel zu spät. Vermutlich KANN ich einfach nur mit Schlafdefizit starten. Die Taschen habe ich am Tag zuvor bereits bestückt, also nur noch in den Einteiler werfen, ein paar Jogginghosen und einen dünnen Rolli an und entsetzt feststellen wie unglaublich kalt es ist. Den restlichen Kram in die Tasche gestopft, dann in die Küche, was essen. So richtig mag es ja nicht rutschen, mein Marmeladenbrot, der Körper schläft eben noch. Ich ignoriere sorgfältig jeden Blick in den Spiegel.

Kurz nach halb 6 bin ich fertig. Na toll. Noch eine halbe Stunde warten bis Thorsten, der mich freundlicherweise chauffiert, mich abholt. Als ich mich grade darüber ärgern will, dass ich nicht noch ein bisschen länger geschlafen habe, klingelt mein Handy. Thorsten ist dran, er ist gleich da, 15 min eher als vereinbart. Es kommt mir sehr entgegen und so hüpfe ich in meine Fließjacke und die Schuhe, schnappe meine Taschensammlung und tappse schlaftrunken die Treppe hinunter.

Draussen ist es noch viel kälter als drinnen. Entsetzt fällt mir ein, dass ich bei dieser Kälte gleich schwimmen muss, und zum Glück kommt da Thorsten angefahren und ich kann den Gedanken nicht zu Ende denken. Tasche reinwerfen, einsteigen. Wo es lang geht will er wissen. Uff da bin ich fast überfragt. Zum Glück habe ich mir einen Teil des Weges gemerkt, den ich gestern mit Clara zum Rad einchecken gefahren bin. Wir finden den Waldsee problemlos. (Im Prinzip musste man einfach den Autos hinterherfahren. Denn wer ausser irgendwelcher verrückter Triathleten ist schon Sonntags morgens um 6 Uhr unterwegs?)

Thorsten parkt den Wagen und ich beginne, alles in eine Real-Einkaufstüte zu packen. Da hätte ich auch gleich drauf kommen können, die dicke Reisetasche kann ich natürlich nicht in den Wechselbeutel stopfen. Währenddessen füllt Thorsten die Trinkflasche und schwer bepackt ziehe ich los Richtung Eingang, wobei ich fast von einer weißen Stretchlimo angefahren werde. Wenn es ein Scherz sein sollte ist es lustig. Wenn sich jemand wirklich fein genug fühlt um zum Triathlon mit der Limo zu fahren ist es peinlich. Kopfschüttelnd stapfe ich weiter.

Es ist immer noch duster, um mich herum sind lauter Menschen mit weißen Beuteln, die meisten scheinen genauso müde zu sein wie ich, und marschieren lautlos hintereinander her. Unter den hohen Bäumen ist es noch fast dunkel und man kann nur ihre Umrisse erkennen. Der Weg ist fast 2km lang und langsam erfasst mich eine unheimliche, gespannte Stimmung. Wenn das jetzt schon so ist, dann muss der Ironman absolut überwältigend sein.

Endlich erreiche ich das Tor, durchgehen, Richtung Eingang zur Wechselzone. Oh Schreck, natürlich habe ich das grüne Bändchen, dass ich für den Einlass zur Nudelparty hielt nicht angezogen. Am „Trouble-Desk“ verhilft man mir unkompliziert zu einem Neuen und ich darf endlich rein. Immerhin habe ich in der Schlange ein paar bekannte Gesichter gefunden, und die Anspannung ist wieder verflogen.

Verzweifelt suche ich mehrere Minuten lang nach meinem Fahrrad. Die Reihen sind lang und die Beschriftungen nicht zu erkennen. Ich kann mich zwar ungefähr erinnern, wo ich das Rad abgestellt hatte, aber es dauert fast 10 Minuten bis ich es endlich zwischen den anderen ausgemacht habe. Mittlerweile dämmert es, die Sonne dürfte gleich über den Horizont spitzeln.

Mein Rad, inklusive Helm und Startnummer ist von Tau bedeckt, fluchend wische ich Sattel und Lenker trocken und beneide heimlich das Rad zwei Stellplätze weiter, dessen Besitzer klug genug war, Helm und Sattel in Plastiktüten zu packen. Dann geht es ans auspacken. Helm, Brille, Startnummer, Handtuch und Radschuhe werden fein säuberlich drapiert. Hm, das ging jetzt fix. Ein kurzer Blick auf die Uhr, in 5 Minuten ist Wettkampfbesprechung. Ich bin mittlerweile wach, trotte aber wenig motiviert dort hin. Ein paar Leute futtern Riegel und Bananen. Gute Idee. Ich krame in meiner Tasche und fördere ein braun-gelb geflecktes Etwas zu Tage. Schmecken tut sie trotzdem.

Bei der Besprechung erfahre ich nichts Neues, ein Verrückter fragt nach der Wassertemperatur. 19 Grad. Naja hätte schlimmer sein können. Mir ist immer noch kalt, und ich versuche auf dem Rückweg zum Rad eine Pumpe aufzutreiben. Fehlanzeige. „Ausreichend Pumpen“ steht in der Sprache des Veranstalters für vier (!). Das ist natürlich ein bisschen wenig für 2500 Starter. Ich beschließe, dass es auch so gehen muss und mache noch kurz einen Abstecher zu den Dixies. Kurzes Schlange stehen, dann tun, was getan werden muss und zurück zum Rad.

Mittlerweile ist es Zeit sich in Schale, oder in Neopren zu schmeissen und ich breite einen der mitgebrachten Müllsäcke auf dem sandigen Boden aus um mich darauf umzuziehen. Neidische Blicke meiner Nachbarinnen bestätigen mir, dass das eine gute Idee war. Hosen aus und rein ins Gummi. Die Kälte sorgt wenigstens dafür, dass die Haut nicht mit Schweiß bedeckt ist und das Ganze deshalb gut rutscht. Relativ schnell habe ich das Ding angezogen und eine der neidisch guckenden Nachbarinnen hilft mir, den Reisverschluss zu schließen. Anschließend die Klamotten im vorgesehenen Beutel verstauen, zusammen mit dem Rest den ich jetzt nicht mehr brauche, Schwimmbrille und Badekappe (Neonpink!) schnappen und ab Richtung See.

Auf dem Weg werfe ich den Beutel auf den Laster und stelle fest, dass der Boden echt kalt ist. Die Männer 1 sind grade gestartet und die Elite kommt schon wieder in der Wechselzone an. Ich warte mit den Füßen im Wasser, denn 19 Grad sind immer noch wärmer als 10 Grad. Irgendwann sagt jemand, dass wir jetzt 10 Minuten zum einschwimmen haben. Mit Schutzschicht ist das Wasser wunderbar warm und ich mache testweise ein paar Kraulzüge. Um Himmels willen. Mein Hintern hängt viel zu weit aus dem Wasser und ich muss meine Füße nach unten drücken um nicht in der Luft zu paddeln. Aber wird schon passen. Der Auftrieb wird mir bei der Orientierung behilflich sein.

Nach einer gefühlten Ewigkeit sollen wir dann endlich aus dem Wasser. Landstart. Angesichts der vielen Steine ahne ich schlimmes, aber eine Wahl habe ich ja nicht. Die Sonne ist mittlerweile über den Horizont geschlichen und der See liegt wunderschön im Morgenlicht. Man wünscht mir Glück, und da ist schon der Startschuss, ich war klug genug mich diesmal nach vorn zu stellen, und ab gehts ins Wasser. Irgendwer hat mal gesagt dass man mit Delphinsprüngen besser vorwärts kommt als mit laufen, und aus dem Familienurlaub am Strand kenne ich das auch noch. Also Delphinsprünge. Beim ersten verkalkuliere ich mich leicht und schramme einmal mit den Knien über den steinigen Boden. Dank Adrenalin spüre ich nichts. Danach geht es besser, irgendwann ist das Wasser tief genug zum Schwimmen und ich kraule los.
Das Feld ist dich, und ständig grabscht mir irgendjemand an den Füßen herum. Vor mir sind kaum Schwimmer, und bis kurz vor der ersten Wende kann ich mich an einer Frau die rechts von mir schwimmt orientieren und muss nicht selbst den Kopf heben.
Da ich im vorderen Drittel schwimme ist der Andrang an der Wende auch nicht so groß, ich muss nur ein oder zwei Züge lang in Brust wechseln, weil ich sonst komplett die Orientierung verlieren würde.

Leider ist jetzt die Frau rechts von mir weg und ich muss immer wieder nach vorn schauen, kann dadurch aber trotzdem einen recht auffälligen Zick-Zack-Kurs nicht verhindern. Nach 800-900 Metern fängt es an langweilig zu werden. Ich merke wie meine Gedanken abschweifen und überlege, dass ich für den Ironman ja doppelt so lange im Wasser sein muss und in dieser Zeit bestimmt einfach keine Lust mehr hätte und anfangen würde gemütlich zum Ufer zu schwimmen. Genervt von mir selbst versuche ich mich wieder auf den Wettkampf zu konzentrieren, vielleicht hilft ja schneller schwimmen etwas, die Arme brauche ich hinterher ja ohnehin nicht mehr.

Ein paar kräftige Züge später ist klar: Nein, das klappt nicht. Also zurück zum alten, halbgemütlichen Tempo und weiterschwimmen. Hoffentlich kommt das blöde Ufer bald.

Irgendwann ist es dann geschafft. Ich wundere mich über die Mädels die schon im bauchnabeltiefen Wasser anfangen zu gehen. Naja vermutlich haben die einfach mehr Kraftreserven als ich. Ich schwimme jedenfalls noch etwas weiter und stehe dann, etwa in Knietiefem Wasser auf. Am Rand ist ein bisschen Strömung und das kalte Wasser in den Ohren trägt sein übriges dazu bei, dass mein Kreislauf ein paar Hüpfer macht. Egal, ich ächtze den Hügel Richtung Wechselzone nach oben, während ich den Neo öffne und den oberen Teil schonmal abstreife.

Das Rad finde ich problemlos, jetzt raus aus der blöden Gummihaut. Das geht nicht halb so gut wie beim ausprobierend und fluchend beobachte ich, wie sich ein halber Sandkasten im nassen Neopren verfängt während ich es in den Beutel stopfe. Dann abtrocknen, Füße abspühlen, Schuhe an. Immer noch Sandkörner im Schuh. Mist. Naja, ist nicht zu ändern. Ich habe mir ein Trikot zu recht gelegt, zögere aber es anzuziehen. Mir ist schon ziemlich warm. Auf der anderen Seite wird der Fahrtwind wohl doch recht kalt werden. Einige Blicke zu den Umstehenden. Leider sind kaum welche da, und die tragen auch alle keine Trikots. Was nun? Ich entschließe mich schließlich, das Ding doch darüber zu ziehen und während ich den Helm aufsetze kommt die Hauptgruppe der Schwimmerinnen um die Ecke. Ich will die Sonnenbrille dazu aufsetzen, aber die beschlägt sofort und wird deshalb in der Oberrohrtsche zwischengelagert.

Dann das Rad vom Rohr nehmen und Richtung Ausgang. Auf halber Strecke fällt mir ein, dass mein Trikot noch offen ist und ich halte an um es zu schließen. Die Wechselzeit dürfte sich ohnehin schon im astronomischen Bereich bewegen. Raus aus der Zone, rauf aufs Rad und los. Schon nach wenigen Metern beschließe ich, dass meine Entscheidung richtig war. Ohne lange Ärmel wäre es doch verdammt frisch. Ich angle nach meiner Brille und im Fahrtwind ist es tatsächlich kalt genug, dass sie nicht beschlägt. Dann ein Gel aus der Tasche fischen, mit den Zähnen aufreissen und weg damit. Wenigstens habe ich meine Lieblingssorte erwischt. Mit etwas Eistee nachspülen und dann runter auf den Aerolenker.

Ich erinnere mich an das, was mir diverse Leute gesagt haben, dass ich nicht zu schnell los fahren solle und versuche, meine Geschwindigkeit niedrig zu halten, auch wenn es schwer fällt. Bei dem kalten Fahrtwind wollen die Muskeln auch nicht so richtig warm werden, und nach 5 oder 6 Kilometern beschließe ich, Gas zu geben, auch, weil die Strecke grade ein wenig Gefälle aufweist. Relativ entspannt fahre ich mit 30er Schnitt auf Frankfurt zu, kann sogar einige Frauen wie Männer vor mir überholen. Ich fahre an ein paar abgerissenen Radnummern vorbei und hoffe, dass meine noch dran ist.

Dann kommt auch schon die Friedensbrücke in Sicht, zwei scharfe Kurven und es geht drunter durch, direkt am Main entlang. Dann wieder nach oben und über eine recht hohe Bordsteinkante auf die Straße zurück. Na super wer hat sich das denn ausgedacht? Plötzlich bemerke ich, dass meine Trinkflasche sich gelöst hat und mehr oder weniger unbefestigt zwischen den Lenkstangen rumhängt. Auch das noch. So lange ich mit dem Aerolenker fahre habe ich wenig zu befürchten, meine Unterarme halten das gute Stück an Ort und Stelle, wenn ich aber z.B. wegen Straßenbahngleisen auf dem Boden näher an den Bremsen greife, hüpft das Ding lustig vor mir hin und her.

Die erste Runde erscheint mir ewig. Halb ausser Atem kämpfe ich mich die Brücke hoch, die uns zur Mainzer Landstraße führt. Vor mir fährt plötzlich ein Radfahrer mit dicken Satteltaschen und Handy am Ohr auf die Straße. Fluchend weiche ich aus und informiere ihn, dass die Strecke gesperrt ist (vielleicht nicht ganz so höflich). Noch eine weitere Brücke und endlich kommt das Ende der ersten Runde in Sicht. Ich verstehe erst nicht ganz wo ich lang fahren muss, obwohl die Helfer nach Leibeskräften brüllen. Die Kreidemarkierung auf der Straße ist leider unleserlich.

Irgendwie habe ich mich dann wohl doch richtig eingeordnet und um eine 180 Grad Kurve geht es auf in die zweite Runde. Es rollt immer noch flüssig, und ich bin auch gut damit beschäftigt, meine Flasche im Auge zu behalten. Andere hatten wohl nicht so viel Glück. Ich fahre an einer auf dem Boden liegenden Falsche vorbei und sehe in ein paar Metern Entfernung einen Mann vom Rad springen und zur Flasche zurückrennen. Ich hätte sie liegen lassen.

Auf der zweiten Runde ist es nicht mehr so schlimm, da ich die Strecke nun kenne. Vor den Schrebergärten steht ein Opa und feuert mit vollem Körpereinsatz und einer unbändigen Begeisterung die Vorbeirauschenden an. Wie schon in der ersten Runde muss ich lachen und bin ihm dankbar. Meine Oberschenkel fangen mittlerweile an zu schmerzen und ich überlege, etwas langsamer zu fahren. Ein blöder Spruch mag mir nicht aus dem Kopf gehen („Don‘t worry about what is hurting now, something else is going to hurt worse later“). Da die zweite Runde aber fast geschafft ist, quäle ich mich durch, den Blick mit wachsender Sorge auf dem Tacho, der bereits kurz vor der Stelle, wo sich der Weg in zweite Runde und Ziel teilt über 43km, die angekündigte Streckenlänge, anzeigt. Ich versuche einen weiteren weisen Ratschlag zu befolgen und fahre die letzten Meter locker(er).

Kurz vor dem Rossmarkt steht dann mein Fanclub (bestehend aus Thorsten und Clara) und feuert mich nach Leibeskräften an. Ein wenig verwirrt suche ich den Balken, der den Beginn der Wechselzone und den Radabstieg markiert, kann aber Keinen entdecken. Nachdem ein anderer Radfahrer kurz vor mir absteigt, beschließe ich, das Selbe zu tun, um dann von Thorsten zugeschrien zu bekommen, dass der Balken viel weiter hinten sei. Als ich halb um die Kurve laufe sehe ich ihn auch endlich. Dann rein in die Wechselzone, über den pinken Teppich. Wegen der vielen Leute ist es mehr walken als rennen, und ich bin dankbar dafür. Meine Früße sind taub und ich merke nur am „TockTock“ Geräusch, dass sie überhaupt den Boden berühren.

Dann das Rad einhängen und weiter zu den Beuteln, kurz umkehren um den Helm ans Rad zu hängen, jetzt aber!. Die Beutel sind wenigstens sinnvoll sortiert und Helfer händigen die gewünschte Nummer schnell aus. Einen Platz auf der Bank ergattert, und raus aus den Radschuhen. Den halben Sandkasten davon abwischen und Socken an, dann in die Laufschuhe. Meine Füße sind immer noch taub. Trikot aus, Käppi auf und Sonnenbrille wieder an, alles andere in den Beutel stopfen und weiter geht es.

Es macht piep, als ich über den Zeitmesser laufe und ich verzweifelt versuche, meine Uhr dazu zu bringen einen Satelliten zu finden. Der Fanclub hat die Position gewechselt und motiviert mich mit „nur noch 10 Kilometer!“. Ja dann. Ich biege in die Fressgas ein und beschließe, langsamer zu machen, die Uhr hat sich leider immer noch nicht eingekriegt. Fluchend jogge ich in dem was ich für mein Tempo halte über das Kopfsteinpflaster und beobachte die Leute, die mich überholen.

Irgendwann schafft es die Uhr dann doch, und ich stelle fest, dass ich zu langsam bin. (Oh Wunder, es geht ja auch grade ein kleines Stück bergauf). Also Gas geben. Das Gefühl ist mittlerweile wieder in meine Füße zurückgekehrt, und die melden sich nun recht schmerzhaft. Ich muss wieder an den blöden Spruch denken. Der nicht wirklich markierte Kurs irritiert mich etwas, und manchmal weiß ich nicht so richtig wo es weiter geht. Zum Glück sind genug Leute vor mir, und ich hoffe, dass sie es wissen und laufe ihnen einfach hinterher. Die erste Runde geht recht locker von der Hand, ich schaffe es sogar zu lachen als ich wieder bei Thorsten und Clara vorbeikomme, weil der Puls noch Spielraum erlaubt, laufe ich etwas schneller.

Das sollte sich als keine gute Idee herausstellen. Nach dem nächsten Kilometer bin ich fast tot und muss kämpfen um mein vorgesehenes Tempo zu halten. So sehr ich auch versuche Gas zu geben, die Tempozahl mag sich einfach nicht nach Unten bewegen. Kurz vor der Abbiegung zum Ziel habe ich das Gefühl, gleich Kollabieren zu müssen, die Uhr ist jetzt auch egal, Hauptsache ankommen. Die vielen Zuschauer an der Zielgraden und der rote Teppich retten mich, und schaffen es irgendwelche Kraftreserven zu mobilisieren. Mit einem Schlusssprint laufe ich durchs Ziel, die Uhr an der Seite zeigt verwirrende 3:55:05.

Durst! Im Zielbereich erblicke ich einen Tisch mit Medaillen und hole meine ab, wo zum Teufel sind die Getränke? Verzweifelt frage ich ein, zwei Leute, die mir eine grobe Richtung angeben. Endlich finde ich die Tische und nehme erst einen Schluck Wasser, um mich danach auf die Apfelschorle zu stürzen. Mein Magen meldet Hunger, also gibt es noch eine gierige Banane und einen Apfel hinterher.
Ich finde einen weiteren Bekannten im Zielbereich und unterhalte mich kurz, um danach mit einer weiteren Flasche Apfelsaft ausgestattet meinen Beutel holen zu gehen. Im Zielbereich ist es doch recht frisch.

Bis ich sämtliche Beutel und mein Rad eingesammelt hatte, sollten noch mehr als zwei Stunden vergehen, zwischendurch konnte ich einen Blick auf die Zeiten werfen und mich über eine Verbesserung um 8 Minuten auf die 10km freuen. Getrübt wurde diese Freude allerdings durch die Bestätigung einiger Leute, die Laufstrecke sei viel zu kurz gewesen.
Egal. Was zählt ist, dass ich Spaß hatte. Und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein.



Das Ergebnis meiner ersten OD: 3:17:05
37:42 (Swim + T1) - 1:38:49 (46km Rad + T2) - 1:00:43 (~ 9 km Lauf)
Das macht einen 4. Platz in der AK und einen 131. Platz gesamt.

Dienstag, 31. August 2010

Nr. 5 lebt

Mein zweiter Jedermann-Triathlon ist zu Ende. Ich hab es überstanden. Und sogar meine Zeit ein wenig verbessert, eine neue Freundin gefunden, ein bisschen was dazu gelernt und vor allen Dingen viel Spaß gehabt.



Die vergangene Woche war recht ereignisreich gewesen. Das sollte sich auch am Freitag nicht ändern, und ich beschloss mich Abends mit einigen Freunden zu treffen, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Es war ein wirklich schöner Abend, und obwohl ich „nicht so lange bleiben“ wollte kam ich dann doch erst um 2 Uhr ins Bett.

Schon blöd, denn um 5 Uhr klingelte der Wecker am Samstag morgen. Meine Eltern hatten sich standhaft geweigert, mir das Auto zu leihen und da auch sonst keiner zu dem Wettkampf fahren wollte, den ich kannte, musste ich wohl oder übel den Zug nehmen. Also aufstehen um 5. Öffnen konnte ich die Augen noch nicht wirklich, also suchte ich extrem verschlafen meine Sachen zusammen und drapierte sie auf dem Bett. Schuhe, Helm, Schwimmbrille, Startnummernband, Sonnenbrille, Mütze, oh fast die Verpflegung vergessen. Kurzes fischen in meiner Abstell- und Rumpelkammer und ich hatte meinen BW-Rucksack zu Tage oder eher Morgen gefördert, der zwar nicht Aerodynamisch aber zumindest groß genug für den ganzen Kram war.

Panisch alles in den Rucksack stopfen. Ein Handtuch und frische Unterwäsche fürs Duschen danach dazu, dann noch schnell Sonnencreme und die Standard-Medizin-Ausrüstung (Pflaster, Systral Salbe und Aspirin) dazu. So. Was als nächstes? Ah genau, Fahrrad. Da die Radstrecke ein Rundenkurs sein würde, entschied ich mich, den Tria-Lenker wieder abzumontieren. U.a. auch weil ich es nicht geschafft hatte, mit Thorsten zusammen meine Sitzposition noch ein wenig dafür zu optimieren. Also her mit dem Multi-Tool und fleissig Schrauben. Dann nochmal den Reifendruck checken und etwas mehr Luft geben, anschließend mit den Flaschen in die Küche und brav auffüllen.

Anziehen. Wo ist der blöde Tria-Einteiler? Ach genau, den hatte ich zum Koppeln an und wollte ihn waschen, was ich natürlich vergessen habe. Mist. Also aus der Kiste mit der Schmutzwäsche gefischt und dran geschnuppert. Igitt. Lieblos ein paar Spritzer Febreze drauf, wird schon irgendwie gehen. Schwimmen ist ja zum Glück zuerst. Noch ein paar Shorts und ein T-Shirt drüber und irgendwie die Haare machen. Ein Haargummi tuts.

Irgendwas vergessen?

Die Katzen streichen um meine Beine und bekommen realtiv lieblos etwas Trockenfutter in ihr Schälchen, sorry, heute Abend gibt es dafür etwas leckeres. Schnell noch zwei Brote geschmiert und was man sonst noch so taugliches im Kühlschrank findet inklusive einer 1,5L Flasche Wasser in den Rucksack gestopft und dann, immer noch sehr verschlafen, losgefahren.

Es wird grade hell und am Bahnhof ist - natürlich - keine Menschenseele. Die S-Bahn rattert halbwegs pünktlich an und ich fahre die letzte Station zum Hauptbahnhof. 10 min Zeit dort zum Umsteigen. Das reicht um mir ein paar Kohlehydrate beim Bäcker zu kaufen und auch noch kurz zum Bankautomaten zu sprinten. Anschließend rein in den Zug und warten. Der tuckert dann langsam los in Richtung Mannheim und ich habe zum ersten Mal an diesem Morgen Zeit.

In Alsbach steigt eine Frau mit Ringelpullover und Gesundheitsschuhen und Trekkingrad ein. Sie ruft ihren Mann an, dass er ihr die vergessene Trinkflasche Mittags mitbringen soll und setzt sich dann neben ihr Rad auf einen Klappsitz um ein Müsli mit Joghurt zu verspeisen. Manche Leute sind eben wandelnde Klischees.

Die Regio-Bahn hält in jedem kleinen Kuhkaff und deshalb dauert die Fahrt recht lange. Ich spiele ein bisschen mit meinem Handy und freue mich über Glückwunsch-Tweets. Irgendwann sind wir dann auch in Weinheim und ich steige aus. Mein Verbindungsplaner sagt etwas von OEG an Bussteig 5 und 5 min Laufweg. Vor dem Bahnhof gibt es Bussteig 1-4. Keine Spur von 5.
Zwei Mitarbeiter der Deutschen Bahn können mir auch nicht weiterhelfen und so fahre ich einem einsamen Schild dass in eine Richtung zeigt nach und frage schließlich einen älteren Herren nach diesem rätselhaften OEG. Der weißt mir den Weg und ein OEG stellt sich als eine Straßenbahn Richtung Mannheim heraus. Fast 30 Minuten warten jetzt.

Eine Frau setzt sich neben mich, fängt an mir von ihrem Leben zu erzählen. Sie ist etwa so alt wie mein Vater und Witwe, wohnt bei ihrem Freund in Darmstadt und hält sich mit Putzjobs über Wasser. Als gelernte Altenpflegerin verdient man eben nicht gut, und der Rücken macht auch nicht mehr so mit. Sie sei in einer Bauernfamilie aufgewachsen, von klein auf harte Arbeit, bereits mit 20 die ersten Beschwerden. Aber das sei eben so gewesen, damals. Sie wolle nicht mehr zurück. Sie schimpft noch ein bisschen über das Wetter und endlich fährt die Straßenbahn ein und ich kann flüchten.

Ein Rentner schaut mich und mein Fahrrad komisch an als wir uns setzen, aber ich beschließe ihn zu ignorieren. 10 min braucht die Bimmelbahn, dann sind wir da. Ich steige aus und fahre in die Richtung die ich mir vorher ausgesucht habe. Hier ist schon ein bisschen mehr los, aber es ist ja jetzt auch schon fast 9 Uhr. Relativ Problemlos erreiche ich die Straße, die mich zum Stadion führen soll, und da stehen auch schon einige Schilder. Ein kurzes durchwurschteln unter dem rot-weißen Absperrband und jemandem nachfahren der ein teures Zeitfahrrad in eine kleine Seitenstraße schiebt und ja, richtig hier.

Die Startunterlagen sind schnell geholt, der Mensch am Radcheckin meckert, dass mein Helm so locker sitzt. Lässt sich aber von meinem Beteuern, dass mein Kopf mir heilig ist und der nur für die Fahr hierher so locker war überzeugen. Ich habe Startnummer 5 gezogen. Nummer 5 lebt, denke ich und, dass ich mich doch wohl ziemlich früh angemeldet haben muss.

Jemand hat hübsche Stühlchen auf dem Rasen verteilt, und meiner ist ganz nahe am Ausgang zur Radstrecke. Quasi Perfekt. Ich beginne auszupacken und anzurichten, geht alles schneller als erwartet. Anschließend erstmal die Wechselzone und das Schwimmbecken erkunden. Die Strecke vom Schwimmen zur Wechselzone ist recht lang und hat auch noch ein paar Stufen. Ohje. Ich ahne Schlimmes, aber was solls. Zurück zum Rad. Mittlerweile ist Nummer 4 eingetroffen, und Ihre Startnummer sagt, dass sie Franziska heißt. Franziska ist ein bisschen nervös und fragt mich nach einer Standpumpe, sie sei mit dem Zug da. Da auch ich keine habe versuchen wir bei den Nachbarn zu schmarotzen, aber auch die haben keine. Anschließend kläre ich bei einem nahe stehenden Ordner die Frage, wie viele Runden wir laufen müssten. Zwei, sagt der, obwohl im Internet etwas von 3 stand. Also nachher bei der Besprechung gut aufpassen.

Ich unterhalte mich etwas mit Franziska, die als Jugendliche mit dem Triathlon angefangen hat, aber jetzt wegen Schule und Studium ihren ersten Wettkampf seit 6 Jahren macht. Wir unterhalten uns weiter, und ziehen gemeinsam los, Richtung Schwimmbad. Ein kurzer Panikmoment, als ich auf dem Weg meine Schwimmbrille verliere, sie aber zum Glück kurz darauf wieder finde. Während wir noch mal obligatorisch pinkeln gehen, beginnt draussen die Wettkampfbesprechung. 5 Minuten früher als angesagt. Egal, eine Frau erklärt uns, was wir verpasst haben. Dann ab in die Schleuse und zum Becken. Wir sind in der selben AK und in der selben Startgruppe. Franziska nimmt Bahn 4, ich bin auf Bahn 5 eingeteilt. Die 5 auf der 5. Auch nicht schlecht.

Wir haben 5 Minuten Zeit zum einschwimmen (diese Zahl verfolgt mich) und ich ziehe die ersten Züge nach fast 5 Wochen ohne Schwimmtraining. Na ob das mal gut geht. Mit mir auf der Bahn sind noch 6 weitere Frauen. Nach kurzer Besprechung ist klar: mit einer Zielzeit von 9-10 Min werde ich als Erste schwimmen. Es bleibt kaum Zeit für Diskussionen, denn da beginnt schon der Countdown. Wir reihen uns brav auf und dann geht es los. Ich stoße mich ab und ziehe mit einem Affenzahn davon. Erstmal ein bisschen Abstand rausschwimmen. Auf der Bahn nebenan schwimmt Franziska. Knapp eine halbe Bahn schaffe ich es, dran zu bleiben, dann schwimmt sie mir davon. Bei einer geplanten Zeit von 7 Minuten muss sie das auch.

Die erste Wende, ich versuche es mit einer Rolle und sie klappt sogar. Die Zuschauer am Ende der Bahn scheinen beeindruckt. Und ich bin es auch, von der Tatsache, dass ich kein Wasser in der Nase habe. Weiterschwimmen. Nach den ersten hundert Metern fangen die Muskeln an zu schmerzen. Das kommt davon wenn man sich nicht richtig einschwimmen kann. Aber es wird gleich vorbei sein. Ich beisse die Zähne zusammen und schwimme weiter. Nach 300 Metern sind die Muskelschmerzen dann weg und ich kann mehr oder weniger entspannt weiterschwimmen. Das Becken kommt mir sehr entgegen, da ich keine Kraft mit aus dem Wasser oder nach vorne schauen vergeuden muss. Einfach sauber durchschwimmen. Mittlerweile trennt mich noch eine halbe Bahn von der letzten Schwimmerin auf unserer und unsere Zählerin vergisst doch tatsächlich, mir die letzte Bahn anzuzeigen und erschrickt ziemlich auf Nachfrage. Egal, die letzten hundert Meter, ich gebe noch einmal ein bisschen Gas und ziehe mich dann an Land. Kurz den Kreislauf sacken lassen, dann Brille und Häubchen ab, Zweiteres in die vorgesehenen Tonnen werfen und ab zum Rad.

Der Weg zieht sich nach dem Schwimmen noch länger als erwartet und ich kämpfe mich über den Kunstrasen und die Treppe hoch und wieder runter. Von hier aus ist das Rad immer noch ganz schön weit weg, also hinjappsen, Schuhe an, Startnummer an, Helm auf, Brille auf, Rad schnappen, loslaufen. Ohje, das war ein langsamer Wechsel. Es piept als ich über den Zeitnehmer laufe und da ist auch schon die rote Linie zum aufsitzen. Unelegant schwinge ich das Bein über den Sattel. Ein gequältes Lächeln zu den Helfern um meine mangelnde Aerodynamik zu entschuldigen. Dann mal los.

Der Rundenkurs ist recht kurz, insgesamt sind 6 Runden zu fahren. Die Kurven sind alle machbar, nur eine ist dabei bei der man etwas stärker abbremsen muss. Aber es läuft ganz gut. In Einer sitzt ein Fotograf. Der größte Teil ist Windfrei, nur eine Stelle hat doofen Gegenwind und an einer anderen gleicht der Bodenbelag eher der Hautstruktur eines 16Jährigen als einem Boden. Aber was solls. Ich bin recht flott unterwegs, aber nicht so flott wie ich es gerne wäre. Der Schnitt mag einfach nicht über die 30 hinaus. Vielleicht hätte ich doch nochmal schwimmen gehen sollen. Ich überhole trotzdem einige Rennräder, sogar ein Zeitfahrrad und einen Alltags-Drahtesel überrunde ich zweimal. Fein, immerhin nicht letzter. Die Beine werden nach der dritten Runde langsam schwer, zum Glück legt sich das Gefühl irgendwann. Beim Fotografen versuche ich zu lächeln, als es scheitert, bemühe ich mich zumindest, den Mund geschlossen zu halten und mich professionell in die Kurve zu legen.

Ich versuche von meiner Plörre zu trinken, mein Magen beantwortet dies mit nach-Plörre-schmeckenden-Aufstoßern. Dann halt Wasser. Irgendwann ist auch endlich das geradel zu Ende (Franziska hat mich am Ende kurz überholt) und ich biege wieder Richtung Wechselzone ab. Kurve, noch ne Kurve, ah da ist die Markierung zum absteigen, runter vom Rad, rauf auf den Rasen und das Rad irgendwie an den Stuhl gelehnt. Schuhe aus, Helm ab, andere Schuhe an, Uhr geschnappt, losgerannt. Na wenigstens etwas schneller als vorher.

Die neue Uhr findet recht schnell einen Satelliten und verrät mir, dass ich mit 3er Schnitt unterwegs bin. Komisch, dabei komme ich doch überhaupt nicht von der Stelle. Also abbremsen. Über den eiernden Boden balancierend wieder aus dem Stadion raus. Der Weg ist abgesperrt, es geht scharf rechts, ein kleiner Trampelpfad im Wald tut sich vor mir auf. Das ist ja nett! Fast Singletrail. Aber was ist dass denn? Jemand kommt mir entgegen. Eine Laufspur für Hin- und Rückweg ist natürlich zu wenig. Und auf dem Gras läuft es sich nicht so doll. Dazu ist die Strecke leicht profiliert, zum Teil sogar sandig. Na großartig. Das mit der Laufbestzeit kann ich also auch vergessen. Eine weitere Kurve, dann geht es eine langgezogene Steigung hoch. Ich schiele auf meinen Puls und stelle fest, dass ich das besser nicht gemacht hätte. Lieber weiter die Augen auf den Pace starren lassen. Der ist erstaunlich zäh bei dem Versuch, von der 6 vorne wieder auf die 7 rutschen zu wollen. Also laufe ich keuchend etwas schneller.

Oben angekommen endlich ein Stück Straße, am Ende gibt es Wasser, ein Schlückchen, dann weiter. Ich werde von der ersten Frau überrundet. Die hat einen seltsamen Laufstil. Aber sie kanns ich das wohl leisten. Ich habe vermutlich auch einen seltsamen Laufstil, noch dazu muss ich aussehen als kollabiere ich gleich. Ich überhole eine andere Frau. Dann mit stolz geschwellter Brust den Anstieg von eben wieder runter. Na wenigstens etwas. Den Rest der Strecke wieder zurück bis ins Stadion. Da stehen zwei Schilder, 2. Runde und Ziel. Ich bin kurz versucht Richtung Ziel abzubiegen und teile einem dort wartenden Helfer meine Überlegung mit. Der winkt ab und meint ich hätte doch schon die Hälfte. Der hat gut reden.

Also weiter, nochmal die ganze Tortur, Trampelpfad, Sandstück, Schotterweg bergauf, Straße, Wendepunkt mit Wasser und dann alles wieder zurück. Kurz vor Ende springt vor mir eine Frau aus dem Gebüsch und schreit eine vor mir Laufende hysterisch an. Die beginnt in Panik einen Sprint. Sollte das das Ziel der übereifrigen Anfeuerin gewesen sein, dann hat sie es erreicht. Mich springt keiner an, obwohl ich das Gebüsch genau sondiere. Letzer Teil der Strecke im Stadion, mir fehlt sogar die Kraft für einen Endspurt. Die Zeit, die ich beim einlaufen sehen konnte sagt mir auch, dass ein Endspurt es nicht mehr rausreissen wird. Im Ziel schaffe ich es, die Arme halb zu heben. Fertig. Heiß. Trinken.

Franziska kommt mir entgegen und gratuliert mir, ich trinke einen halben Liter Apfelsaft und hole mir mein Dixie-braunes Finishershirt ab. Wenigstens nicht hellblau. Danach duschen, essen, warten. Franziska hat den zweiten Platz unserer AK belegt, und da wir beide zum Bahnhof müssen warte ich noch mit ihr auf die Siegerehrung. Lachend hält sie mir den gewonnenen Gutschein für einen der anwesenden Aussteller entgegen, bei dem sie zuvor genau die Summe des Gutscheins ausgegeben hatte. Pech gehabt. Na dann beim nächsten Mal. Wir fahren gemeinsam zum Bahnhof, und dann geht es, ziemlich erschöpft, zurück nach Hause.

Ergebnis meines zweiten Jedermannrennens:
1:28:12 - S 10:43 - T1 2:27 - B 39:52 - T2 1:22 - R 33:48 macht Platz 48 (von 78) in der Gesamtwertung und eine AK Platz 5 (von 5).

Freitag, 13. August 2010

Mein erstes Mal

Tja was soll ich sagen. Eigentlich wollte ich diesen Bericht schon wesentlich früher abliefern, aber wie immer kam das ein oder andere dazwischen und deshalb hat es eben etwas länger gedauert. Aber besser spät als nie. Genug gejammert:

Ich habe es getan. Ich darf mich nun endlich auch waschechte ‘Triathletin’ schimpfen, nach fast einem dreiviertel Jahr Training für etwas das man noch nie getan hat, ist das ein echt gutes Gefühl. Aber eins nach dem anderen.

Nachdem ich meine Motivation regelmäßig zu Trainieren an Silvester irgendwie verloren hatte, kam mir Ende März die Idee, mich nun einfach für einige Wettbewerbe anzumelden, da ich dann ja nicht anders könnte als zu trainieren. Natürlich konnte ich anders und war auch weiterhin sehr faul. Als mich Clara dann zwei Wochen vor meinem ersten Wettkampf darauf hinwies, dass es eben nur noch besagte zwei Wochen seien, fiel ich buchstäblich aus allen Wolken, und fing ein Panik-Notfalltraining an, dass sich sehr zu meiner Überraschung als recht erfolgreich herausstellte.

Dann sollte er also kommen der große Tag. Mein Rad hatte ich bereits einen Tag vorher Thorsten, der freundlicherweise Taxidienst für mich und mein Rad spielen würde und auch selbst teilnehmen wollte, anvertraut und sicher in dessen Kofferraum verstaut. Meine Sachen waren gepackt, der Triaeinteiler lag bereit und ich hätte eigentlich nur noch einschlafen und dann am nächsten Morgen früh aufwachen und loslegen müssen. Aber so einfach ist das alles nicht. Während ich da so lag und vor mich hingrübelte fiel mir dann auch noch siedend heiß ein, dass ich natürlich doch etwas vergessen hatte. Ein plötzliches Aufspringen und das Startnummernband noch in die Tasche gestopft. Dann wieder hinlegen. Versuchen einzuschlafen.
Meine Katzen waren etwas irritiert davon, dass ich an diesem Tag so früh ins Bett gegangen bin und liefen aufgeregt auf meinem Rücken im Kreis. Meine Gedanken liefen ebenfalls im Kreis, allerdings nicht auf meinem Rücken, sondern eher in hohem Bogen um den nächsten Tag, während ich hauptsächlich über die Wechsel grübelte. Normalerweise bin ich nicht aufgeregt. Ich kann vor Prüfungen, Wettkämpfen oder sonstigen wichtigen Termin sehr rational und ruhig bleiben, da ich mich selbst in der Regel sehr gut einschätzen kann und daher weiß wie alles laufen wird. Bei einem Triathlonwettkampf sieht das in diesem Fall allerdings anders aus. Es gibt einfach zu viele Variablen die ich nicht kenne, noch nie gemacht oder erlebt habe und daher kann ich in diesem Fall leider nicht ganz so ruhig bleiben wie geplant und leider schon gar nicht schlafen.

Naja irgendwie habe ich es dann wohl doch geschafft, denn mein Wecker klingelte viel zu früh und ich quälte mich aus dem Bett unter die Dusche und dann in meinen Triaeinteiler, schmierte mir noch ein paar Brote für die Fahrt und wankte dann zum verabredeten Treffpunkt.
Thorsten war überpünktlich und wir fuhren gemütlich die sonntagmorgentlich ruhige Autobahn entlang, frühstückten während der Fahrt und ich konnte noch ein paar letzte Fragen klären. Weniger große böse Unbekannte.
Vor Ort waren wir natürlich viel zu früh, weil Thorsten eigentlich auch ein kleines Nervenbündel ist, dass aber natürlich niemals zugeben würde :-) Aber immerhin waren deshalb noch einige Parkplätze im Schatten und in der Nähe des Eingangs frei.

Nach dem parken gings erstmal ans Räder aufbauen. Da Thorsten keinen Pickup oder Kleinlaster besitzt sonder ein Kompaktfahrzeug das dem Namen alle Ehre macht mussten 4 Räder wieder an den Rest vom Rad montiert und der Reifendruck nochmal überprüft werden.
Während ich Thorsten frickeln ließ, kam mir der Gedanke, die mitgebrachte Sonnencreme anzuwenden (ich bin sooo stolz dass ich daran gedacht habe!), die zwar nach Aussage diverser Sportler extrem gut wirkt, aber einfach nur stinkt wie Hölle (zum aufsprühen).

Irgendwann war dann auch Zeit um die Startnummern und den Rest abzuholen und die Räder abzugeben. Das Ganze fand auf dem Gelände eines Schwimmbads mit Badesee statt, weshalb wir einmal quer durchs Freibad watschelten. Besonders gefreut habe ich mich weil wir sogar schicke Nummern auf den Oberarm gemalt bekamen, da kommt schon fast Ironman-Stimmung auf. Die Rad- und Helmkontrolle war so hypergenau, dass man meinen könnte, der Ordner wollte uns später persönlich vom Rad schubsen. Aber anscheinend war man ganz zufrieden mit unserem auftreten. Also Räder in die Wechselzone geschoben (gab nur eine für T1&2) und erstmal Thorsten beim aufbauen zugesehen und mir überlegt, wie ich alles bei mir arrangieren könnte.

Naja irgendwie war trotzdem noch viiiel zu viel Zeit, und nach und nach trudelten die anderen Leute und unsere Bekannten ein. Einige Gesichter kannte ich sogar schon, und während des allgemeinen herumbegrüßes kam ich mir schon total professionell und wichtig vor. Clara, die ganz spontan auch mitgemacht hat, erbarmte sich dann auch und ging mit mir einmal die Wechselzone ab, aus dem Wasser und dann zum Rad, und dann raus auf die Radstrecke und das gleiche für den zweiten Wechsel. Leichte Panikanfälle meinerseits, dass ich den Rad- und Laufausgang verwechseln könnte und einige Rätselleien über die Schimmstrecke später (“Welche von den Bojen da muss man denn jetzt umschwimmen?” “Im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn?” “Die sind ja so nah am Land, ich steig einfach aus und laufe am Rand entlang”) traf dann eine grauenhafte Guggemusikgruppe und erfreute uns mit schauerlichen Eigeninterpretationen von “Tanze Samba mit mir” und “Viesta Mexikana”.

Irgendwer hätte den Musikern vielleicht mitteilen können, dass die allgemeine Wettkampfbesprechung irgendwann anfing (in der auch das Rätsel der Bojen gelöst wurde), tat aber keiner. So posaunte und trompetete die bunte Meute lustig weiter, bis endlich einer der Musiker realisierte, dass jetzt doch besser Pause angesagt war. Derweil wurde um mich herum bereits spekuliert, dass die Musiker vielleicht bestellt worden waren, um die Athleten anzutreiben. Frei nach dem Motto “bloß weg hier!”. Nach der Besprechung starteten gleich die Kinderchen (“Putzig!” “Oh Gott wie niedlich!” “Hast du das kleine Rad gesehen? Wie geil!”) und Schlag auf Schlag starteten dann immer eine AK aufsteigend die ersten Schwimmer im See.

Der Riegel den ich kurz vor Beginn der Besprechung noch verputzt hatte lag mir mittlerweile schwer im Magen. Mit einem entsetzten Blick stellte ich fest, dass wir mittlerweile bei der AK unter den Damen angelangt waren, und zwangsläufig die gelben Badekappen die nächsten sein würden, die sich ins Wasser begaben. Verzweifelt versuchte ich ein lockeres, entspanntes Gesicht aufzusetzen während mir der Allerwerteste nun doch ziemlich auf Grundeis ging. Zu froh war ich, als wir endlich ins Wasser konnten, die Abkühlung tat meinem erhitzten Kopf wirklich gut! Ich schwamm ein paar Züge mit der Gewissheit, dass ich beim Start nicht genug eingeschwommen wäre, und kam zurück um mir einen Startplatz zu suchen. Womit wir gleich beim nächsten Problem angelangt wären.

Wie zuvor gelernt reihte ich mich brav etwas seitlich ein. Nur wie weit vorne? Ich wusste, dass ich ein recht guter Schwimmer war, aber ich hatte keine Ahnung, wer im Feld nun besser und wer schlechter sein würde als ich. Also versuchte ich es in der Mitte.
Das stellte sich als fataler Fehler heraus. Aber der Reihe nach. Der Startschuss ging und alle rannten ins Wasser als wäre der Teufel hinter ihnen her. Ich betrachtete das kurz, und ging dann langsam hinterher, bis ich genug Platz hatte um den ersten Kraulzug zu machen. Aber ach! Schon nach zwei Zügen sah ich die Beine meiner Vorderfrau vor mir (sonst allerdings nichts, weil der See anscheinend aus grüner, undurchsichtiger Götterspeise bestand), die natürich wesentlich langsamer schwamm. Also zum überholen ansetzen und sogleich in ein weiteres Paar Beine rechts von mir schwimmen. Na Super. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft mich aus dem Pulk halbwegs herauszuwurschteln, was allerdings aufgrund der schlechten Sicht doch recht anstrengend war, und so war ich schon am schnaufen, bevor ich die erste der drei Bojen erreichte. Egal, Hauptsache endlich Platz zum schwimmen.

Ich kraulte also so vor mich hin, vorbei an der ersten Boje, dann an der Zweiten, meine Güte ist das langweilig. Ich beschloss schneller zu schwimmen, mir ging allerdings nach ein wenig Zeit die Puste aus, also wieder etwas langsamer. Wie lang war diese verdammte Schwimmstrecke? Hatte ich mich evtl. verschwommen? Ein weiteres kraftraubendes Kopf aus dem Wasser strecken. Nein, ich war immer noch auf Kurs. Und da endlich die letzte Boje! Beim umschwimmen stellte ich fest, dass ich irgendwo im vorderen Drittel der Damen sein musste und auf dem Schlusssprint von vielleicht 150m musste ich ständig aus dem Wasser schauen weil ich panische Angst hatte, mit dem Kopf ans Ufer zu stoßen. Jaja, ich weiß, ich bin total rational...

Irgendwann war dann das Ufer doch da und ich stapfte japsend an Land. Ich war ja jetzt schon total aus der Puste ich brauchte eine Pause! Ein kurzer Blick auf die Uhr, ca. 10 Minuten hatte ich gebraucht, komisch, war mir vorgekommen wie eine halbe Ewigkeit! Der Rasen stieg sanft zur Wechselzone auf und Angesichts der vielen Leute um mich herum war natürlich an Pause nicht zu denken! Nur nicht das Gesicht verlieren! Also zum Rad japsen, dort erstmal das Handtuch schnappen und das Gesicht und die Füße notdürftig abtrocknen. Dann die vorbereitete Startnummer, Sonnenbrille und Helm überstreifen und in die Radschuhe schlüpfen. Das Rad vom Hängedings herunterhiefen und ab gehts. Hilfe, ich japste ja immer noch! Egal, ignorieren und weiterlaufen, gar nicht so einfach mit den Radschuhe, das hätte ich vorher mal üben sollen. Auf dem Gras ging es noch einigermaßen, dann, die letzten paar Meter auf Beton muss ich sehr lustig ausgesehen haben. Über das Brett, dass die Wechselzone begrenzte und dann aufsitzen und losfahren.

Hoppla, das ging ja sogar besser als erwartet! Obwohl ich immer noch ziemlich aus der Puste war, gingen die ersten Meter schon recht flott und ich war schnell auf meiner angestrebten Geschwindigkeit von 30km/h. Ich überholte sogar einige Mädels vor mir!
Es ging quer durchs Wohngebiet und dann raus aus der Stadt übers Feld. Mein Einziges Ziel: möglichst weit kommen bevore Clara mich überholen würde. Also strampelte ich wie ein Weltmeister, Unterführung runter und wieder rauf, weiterstrampeln! Irgendwie war die Strecke recht öde und langweilig, und bei km 7 oder 8 rauschte dann auch Clara an mir mit einem kurzen “Hallo Eva!” vorbei. Derweil strampelte ich weiter übers Feld, die Strecke zog sich, aber wenigstens der kleine Ort in dem zwei Leute am Straßenrand standen und klatschten bot ein bisschen Motivation kurz vor der Wende. Also gewendet, und die gleiche Strecke zurück. Wieder an den Klatschern vorbei, übers Feld. Verdammt wo kam denn nun dieser Wind her? Der brachte mich dann doch ein wenig aus dem Konzept, auch wenn an den Bäumen ringsum nichts zu sehen war, ich rutschte auf 27-28 km/h ab und hatte echte Mühe dieses Tempo zu halten.

Erst an der Unterführung gelang es mir dann wieder, in Fahrt zu kommen, und das letzte Stück um den See, dass vom Hinweg abwich, noch einigermaßen flott über die Bühne zu bekommen. Zwar hatte ich gelesen dass man auf den letzten Metern langsam machen sollte, aber beschloss, dass das für mich psychologisch einfach nicht möglich war. Statt dessen gab ich Gas bis zum Ende und bremste dann vor dem Beginn der Wechselzone scharf, um dann wiederum über den Asphalt zu meinem Stellplatz zu hoppeln. Völlig aus der Puste legte ich meinen Helm ab und versucht, aus meinen Schuhe zu kommen, ohne umzukippen. Ohne Erfolg. Der Eindruck den ich nun auf die Anderen machte war mir mittlerweile auch egal, ich ließ mich wenig Elegant auf den Hintern plumpsen und zog dann meine Schuhe aus und anschließend Socken und Laufschuhe an. Die blöden Schnürsenkel wollten natürlich nicht halten, und ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich nicht daran gedacht hatte, diese Gummischnürsenkel zu kaufen. Naja. Hinterher wird man klug. Ich hatte auf dem Rad nicht genug getrunken und nun tierisch Durst. Also noch einen großen Schluck aus der Flasche und dann ab auf die Laufstrecke.

Ein Blick auf die Uhr, mit zwei Wechseln stand da für die Radzeit eine 43, gar nicht mal so übel. Mein Pulsmesser hatte allerdings im Wasser den Geist aufgegeben, weshalb ich ohne dessen Kontrolle laufen musste. Da ich immer noch völlig aus der Puste war und mich alle gewarnt hatten, dass ich auf der Laufstrecke am Anfang zu schnell sein würde, beschloss ich ein paar Meter zu gehen bevor ich im Schneckentempo loshoppelte.
Nach der ersten Ecke gab es gleich einen Verpflegungsstelle wo ich mir einen Becher Wasser schnappte, den ich wagemutig im laufen zu trinken versuchte. Das Ganze endete in einem einzigen gepruste und ersticke. Zu dumm. Also weitertraben.
Umgotteswillen, langsamer ging es wohl nicht! Nicht nur dass mir wegen des geradels alles sehr langsam vorkam, nein, es schienen mich jetzt auch noch alle, die ich bisher nicht gesehen hatte zu überholen. Dazu kam, dass es mittlerweile sehr heiß war, und die Sonne mir auf der quasi schattenlosen Laufstrecke auf den Kopf knallte. Zu blöd wenn man keine Mütze dabei hat!

Der Asphaltweg übers karge Feld schien sich ewig hinzuziehen, und ich hopplte mit meinen Minischrittchen tapfer weiter. Irgendwann kam mir auf der Gegenseite Clara wieder entgegen, die schon bei km 4 oder so ähnlich war. Auch Thorsten habe ich gesehen, der war aber anscheinend genauso am Ende wie ich selbst. Nach 2,5km, die sich eher wie 25 angefühlt hatten endlich eine Versorgungsstelle mit Wasser, wo ich mir gleich zwei Becher krallte, einen beherzt über den glühenden Kopf geleert, den anderen vorsichtig, aus Fehlern lernt man ja, im gehen, ausgetrunken.

Der Rückweg schien sich noch länger zu ziehen als der Hinweg. Aber immerhin waren immer noch genug andere Leute auf dem Hinweg. Meine Sorge, Letzte zu werden wurde also nicht erfüllt. Ein Glück!
Ich versuchte kurzzeitig schneller zu laufen, aber irgendwie auch erfolglos. Ein Junge mit einem Handy in der Hand zockelte an mir vorbei, bremste dann aprupt ab um eine SMS zu tippen. Kopfschüttelnd überholte ich, um dann von ihm abermals einen Kilometer später überholt zu werden. Die Jugend von heute! Irgendwann standen dann ein paar Bekannte die schon fertig waren am Wegesrand und ich konnte das Ziel sehen! Meine Uhr zeigte 1:29 was mich zu einem Endspurt veranlasste, um dann, nach meiner Rechnung, nach 1:29:34 ins Ziel zu kommen. Ich hatte mein Ziel erreicht und war unter 1:30 geblieben!

Im Ziel wartete Clara und ich verspeisste erstmal ungefähr eine ganze Wassermelone, auch wenn ich Wassermelonen hasse, aber der Flüssigkeitsverlust forderte eben seinen Tribut.

Tja mein Fazit? Spaß hat es gemacht! Es ist gar nicht so schwer wie man es sich vorstellt, und die Leute die man dabei trifft, kennenlernt und die einen begleiten sind einfach toll. Ein Blick in die Ergebnislisten zwei Tage später zeigte mir, dass ich im letzten Drittel der Frauen gelandet war, aber immerhin noch zwei Teamkollegen nach mir im Ziel waren, was mich dann doch mächtig stolz machte. Ich hab es getan und ich werde es wieder tun. Das Ziel fürs nächste Mal? 1:20 h. Drückt mir die Daumen!

Dienstag, 29. Juni 2010

Du weißt, du bist Triathlet, wenn... Teil 2

Nachdem ich mich vorhin mal wieder köstlich über diese Liste amüsiert habe, bin ich im Netz auf eine Weitere gestoßen.

Viel Spaß

You Know You're a Triathlete if...

  • You can have a serious conversation with a member of the opposite sex about nipple chafe.

  • You consider the debate over of draft legal racing one of the most important issues of our time.

  • You are actually interested in the mile by mile recap of the fairly innocuous question.... “So, how was your race?”

  • You check the race schedule before planning your next family vacation.

  • You answer the question: “So, how much do you workout?” with: “Oh, twice a day,if I have the opportunity”

  • You say you went to a race last weekend...and when a friend responds "Running or biking?" you are again forced to explain....

  • The idea of bonking is, in some strange way, slightly appealing.

  • A three-hour brick workout is a refreshing break form your normal workout regimen.

  • You know the exact day “Inside Triathlon” arrives in your mailbox.

  • You buy a new bike more often than you buy a new car.

  • Your idea of a romantic evening is to snuggle with your sweetie, sip Gatorade and watch a video of Ironman Hawaii...and you cry at the end.

  • You have been known to scale the fence of a closed pool and swim laps very early in the morning.

  • You can use the words "hammer" and "brick" in a conversation that has nothing to do with construction.

  • You only tackle home improvement projects during taper weeks.

  • You are convinced that if you rest more than one day, your muscles will atrophy and everyone in your age group will beat you.

  • You are sick to your stomach at 2:00 in the morning and you check the Pepto Bismol bottle for caloric content.

  • Your bed-time reading material consists of a pile of: Inside Triathlon; Triathlete, VeloNews, Runners World, etc.

  • You can't decide what tee shirt to where to your next race

  • You think about having sex, but you don't want it to effect your morning run splits.

  • You wear your bathing suit under your work clothes to make a fast transition from work to swim on your lunch hour.

  • Somebody hands you a cup of water and you have to restrain yourself from pouring it on your head.



by John Lierle

Samstag, 26. Juni 2010

Plitsch, Platsch

Mir ist schon vor längerem aufgefallen, dass ich bisher noch keinen Artikel übers Schwimmen geschrieben habe. Wieso eigentlich nicht?
Nunja, das hat damit zu tun, dass ich beim Schwimmen in der Regel meine Gedanken woanders habe als beim Laufen oder Radfahren, da kann ich mir nämlich in aller Ruhe überlegen was ich denn in meinen nächsten Artikel so reinpacke. Beim Schwimmen sind es mehr alltägliche Dinge, die mir so durch den Kopf schwirren.

Euch zuliebe werde ich es trotzdem einmal versuchen.

Schwimmen. Also. Im Grunde meine Lieblingssportart (hunderte entsetzter Triathleten schreien im Hintergrund auf). Wasser war schon immer mein Element, Schwimmen habe ich - als braves deutsches Kind - im Schwimmkurs mit 5 oder 6 Jahren gelernt, daraufhin innerhalb der nächsten Jahre - immer noch ganz deutsch - fleissig Abzeichen gesammelt. Freischwimmer in Bronze, Silber und Gold, Stundenschwimmer für eine, anderthalb und zwei Stunden und dazu noch alles mögliche andere das mir da so über den Weg gelaufen oder geschwommen ist.
Irgendwann gegen Ende der Grundschulzeit bin ich der DLRG Ortsgruppe beigetreten (mangels anderem Schwimmverein) und habe von da an fleissig schwimmen, schnorcheln, tauchen, Menschen aus dem Wasser fischen und wiederbeleben gelernt. Im Verein blieb ich etwas über 10 Jahre, in der Oberstufe des Gymnasiums war dann auch Zeit und Interessensgründen irgendwann Schluss.

Im Alter von 10-14 war ich beinahe täglich im Schwimmbad, kannte alle Bademeister beim Vornamen und auch wo man am Besten und am Verbotensten im Bad spielen konnte. Von 15-17 habe ich dann ab und an am wiedereröffneten Badesee als Baywatch-Tante ausgeholfen, was im Grunde nur aus „den ganzen Tag rumliegen, wichtig gucken und sich den schlimmsten Sonnenbrand aller Zeiten holen“ bestand. Retten musste ich nie irgendwen und das Schlimmste was mal passierte war ein Kind das in eine Wespe getreten war.

Kurz: Ich habe eine Umfangreiche Schwimmer-Vergangenheit. Vielleicht ist die auch der Grund dafür, warum ich nicht so wirklich weiß, was ich übers Schwimmen schreiben soll. Ich habe einfach schon alles gesehen. Besonders als Kind sieht man öfter Dinge, die man erst Jahre später einordnen kann. Und Paare, die etwas mehr als kuscheln im Sprudelbecken machen, gehören da noch zu den harmlosen Dingen.

Schon als Kind verbrachte ich einen großen Teil meiner Freizeit mit Bahnen ziehen im Schwimmerbecken. Hin und Her und wieder zurück. Mal langsam, mal schnell. Ich dachte mir im Kopf Geschichten dazu aus, z.B. dass ich für die Olympischen Spiele trainierte (das war realistisch mit 12, da wäre ich 16 bei den nächsten gewesen und hätte teilnehmen dürfen) oder dass ich eine Freundin von Ocean Girl war, eine beliebte Kinderserie die zu der Zeit im Fernsehen lief (kennt die noch wer?).

Im Grunde hat sich als Erwachsener am Vorgang selbst nicht viel geändert. Ausser dass ich mich mehr ärgere. Über das Treibgut (aka langsame Schwimmer in extremer Schräglage so dass man nicht wirklich weiß ob sie nun Wasser treten oder schwimmen aber eigentlich ist es auch egal weil sie sich ohnehin so langsam bewegen dass es fast scheint sie schwämmen rückwärts) weil es so langsam ist, über die Triathleten weil sie durchs Wasser pflügen wie eine Kreuzung aus Mähdrescher und Schaufelraddampfer, über die schnellen, guten Schwimmer weil sie viel schneller und besser sind als ich und über den Rest sowieso.

Am Schlimmsten ist ohnehin, dass anscheinend keiner von denen verstanden hat, dass in diesem Schwimmbad die langsamen Schwimmer auf den rechten Bahnen schwimmen sollten und die schnelleren mehr zur linken Seite hin. Auch das „Rechtsschwimmgebot“ wie auf der Straße scheint den Meisten fremd zu sein (für alle dies nicht kennen: auf einer Bahn gibt es eine Mittellinie. Darauf wird geschwommen, wenn grade Wettkampf ist. Ist grade kein Wettkampf, schwimmt man immer rechts von der Linie. Auf diese Weise hat man einen schönen Kreisverkehr und schwimmt sich nicht ständig entgegen. Überholt wird, wie auf der Straße, links).

Und die Krönung des Ganzen sind dann ohnehin soziale Grüppchen, die dann glauben zu dritt nebeneinander im Schneckentempo das halbe Becken zu blockieren wäre irgendwie lustig und sich dann noch beschweren, wenn jemand sie aus versehen tritt.


Früher war das jedenfalls alles wesentlich entspannter. Die Zustände in deutschen Schwimmbädern sind einfach nicht mehr tragbar...

Sonntag, 20. Juni 2010

Das liebe Essen


Die Motivation mit dem Sport (wieder) anzufangen war für mich ja u.A. auch mal wieder etwas abzunehmen, bzw. endlich einmal wirklich mein Wunschgewicht zu erreichen. Nunja, gebracht hat es sage und schreibe gar nichts, und seit meinem USA-Urlaub Anfang des Monats bin ich Gewichtstechnisch auf einem neuen Höchststand und es geht mir so richtig bescheiden.

Schlechte Ernährung wirkt sich bei mir nicht nur unmittelbar auf die Waage, sondern auch auf meine Haut und meine Verdauung aus, aber das Sahneschnitzel schmeckt eben auch mit Magenkrämpfen noch gut.

Kurzum: Es musste was Neues her. Ein neuer Ansatz lief mir bei TED über den Weg. Graham Hill stellt in diesem Video das Konzept des "Weekday-Vegetarian" vor, was sich wohl grob mit "Werktagsvegetarier" übersetzen lässt. Das Konzept ist blitzschnell erklärt: 5 Tage die Woche vegetarisch essen, 2 Tage gesunde Ernährung mit Fleisch.

Warum? Nunja, zum einen essen wir viel zu viel Fleisch. Seit 1961 hat sich der Konsum von rotem Fleisch vervierfacht, der ven Geflügelfleisch ist sogar um das 10fache gestiegen. Die Weltbevölkerung hat sich in diesem Zeitraum aber grade mal Verdoppelt. Folglich essen wir mindestens doppelt so viel Fleisch wie noch vor 50 Jahren. Dazu kommt, dass Europäer im Schnitt zwanzigmal so viel Fleisch verzehrt wie etwa ein Inder. Diese gewaltigen Mengen wirken sich natürlich auch negativ auf die Umwelt aus. Lebensmittel sind in den letzten 50 Jahren im Verhältnis wesentlich günstiger geworden, dennoch geben wir immer weniger für Nahrungsmittel aus. Essen muss billig sein, die Folge ist, dass statt hochwertigem Fleisch das Billigprodukt aus Massentierhaltung, das vielleicht sogar Reste von fragwürdiger Fütterung und Medikation enthält, ganz zu schweigen von den ethischen Aspekten dieser "Industrieform", auf den Tisch kommt.


All diese Gründe dürften den meisten unter euch ohnehin bekannt sein. Vegetarier und Veganer, Frutarier, Okto-Lakto-Schießmichtot und wie sie alle heißen beten sie seit Jahren runter wie andere ihr Vater Unser. Natürlich gibt es auch Handfeste Gründe für Fleisch.

Der Grund der mir am wichtigsten ist: Es schmeckt lecker. Ich mag Fleisch! Ich liebe einen leckeren Schinken auf meinem Frühstücksbrötchen, ich könnte sterben für das Lammkotlett bei meinem Lieblingsgriechen und beim Sonntäglichen grillen im Park würde mir ohne die Bratwurst einfach etwas fehlen. Man mag mir jetzt Egoismus vorwerfen, aber das ist mir egal. Im nächsten Leben werde ich dann zur Strafe vielleicht ein Schwein und werde von jemand anderem gegrillt. Immerhin konnte ich ihm dann eine Freude machen. Es ist eben alles Karma.

Der Grund der gleich danach kommt: Wir sind Allesfresser. Wir brauchen Fleisch. Und da können sich die Veganer noch so sehr im Kreis drehen, es ist Fakt, dass ohne tierisches Eiweis (oder passende Nahrungsergänzungsmittel) über kurz oder lang im Körper sense ist. Das gilt vor allem für Sportler.


Wir lernen daraus: Fleisch ja, aber nicht zuviel, sondern nur wohldosiert. Ausserdem sollte es aus biologischer Erzeugung kommen, dann muss man sich wenigstens keine Sorgen um Antibiotika und ähnliches Zeug machen und besser schmecken tut es auch noch. Ausserdem war die Kuh dann glücklich bevor man sie kaltblütig ermordet hat... aber ich schweife ab.

Nebenbei hat das ganze für mich noch einen weiteren, positiven Effekt: Wenn ich weniger Fleisch esse, esse ich automatisch mehr Gemüse, welches weniger Kalorien hat und folglich auch einen entsprechenden Gewichtsverlust mit sich bringen sollte. Dazu meide ich FastFood, denn für einen Vegie-Burger möchte ich nun wirklich kein Geld ausgeben. Dann lieber den Gartensalat. Bei anderen bewirkt es vielleicht ausserdem noch, dass sie mehr Fisch und Mehresfrüchte zu sich nehmen (wenn ich noch mehr davon esse wachsen mir bestimmt Schwimmhäute, Mangel habe ich hier also ganz sicher nicht), was ebenfalls für eine gesunde, ausgewogene Ernährung wichtig ist.


Am Montag startet meine dritte Woche nach dem neuen Konzept und bisher fühle ich mich großartig. Am Wochenende fällt es mir zunehmend schwer überhaupt ein Fleischgericht zu finden auf das ich Lust habe. Während der Woche macht sich das fehlende Fleisch allenfalls mal auf dem Frühstücksbrötchen bemerkbar.

Dazu habe ich angefangen wieder Buch darüber zu führen was ich zu mir nehme, und versuche, eine gewisse Anzahl an Kalorien nicht zu überschreiten, dabei natürlich aber weiterhin ausgewogen zu essen.

Zusammen mit dem wieder regelmäßigeren Training hoffe ich, bis zum Ende des Jahres mich meinem Wunschgewicht zumindest angenähert zu haben.

Samstag, 22. Mai 2010

Serendipity

Der Begriff Serendipity bzw. Serendipität, gelegentlich auch Serendipity-Prinzip bzw. Serendipitätsprinzip, bezeichnet eine zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist. Verwandt, aber nicht identisch, ist der weiter gefasste Begriff „glücklicher Zufall“. Serendipität betont zusätzlich „Untersuchung“; auch „intelligente Schlussfolgerung“ oder Findigkeit.
de.wikipedia.org

Die schönste Übersetzung die ich bisher für dieses Wort gelesen habe war "Die Eigenschaft, zufällig erfreuliche Entdeckungen zu machen". Ich mag das Wort, und manchmal habe ich Erlebnisse, bei denen ich lächeln muss und die mich fröhlich machen, obwohl sie eigentlich gar nicht so besonders sind und obwohl ich eigentlich so gar nicht mit ihnen gerechnet hatte.

Nachdem mir das Wetter schon einige Tage zu schaffen macht und ich heute schon wieder mit starken Kopfschmerzen aufgewacht bin fand ich es nach einwerfen einer Chemiekeule einfach nicht mehr aushaltbar, bei so schönem Wetter im Bett zu liegen. Also in die Laufschuhe gehüpft und ab nach draussen.


Tja was soll ich sagen, es lief nicht halb so gut wie geplant, trotz extra langsamem einlaufen kam ich mir eher so vor als müsste ich meinen Körper von Schritt zu Schritt schleppen statt zu joggen. Dazu hatte ich den Mund aufgerissen um Luft zu bekommen, aber irgendwie schien der Sauerstoff auf halbem Wege zur Lunge verloren zu gehen. Nachdem sich nach 10min auch noch der Rest vom Kreislauf mit Schwindelanfällen meldete, gab ich auf. Vermutlich war der plötzliche Wetterumschwung, die Erkältung die so ein bisschen in den Startlöchern lag und weitere hormonelle Handicaps einfach zu viel um mir einen gemütlichen Samstag-Nachmittag-Lauf zu gewähren.

Ich fiel also von meinem langsam Trab in gemächliches gehen ab und beschloss, die kleine Rune einfach zu Ende zu laufen. Insgesamt ist es lustig, denn es ist erst das zweite Mal in meiner Laufkarriere dass ich tatsächlich ein Training abbreche. Da das Wetter hevorglänzend ist, genieße ich einfach den Heimweg und mache einige Fotos. Da kommt man ja sonst nicht dazu.

Ich komme an meinem See vorbei. Eigentlich heißt er anders, aber der Name ist echt hässlich, deshalb werde ich es hier mit "mein See" belassen, ihr wisst dann ja schon was ich meine. Ich folge einem kleinen Trampelpfad der mich tatsächlich recht nah ans Ufer bringt. Ein Maikäfer (oh Gott sind etwa immer noch ein paar von denen am Leben?) kämpft um sein leben und versucht verzweifelt wegzukriechen. Er ist aber an einem anderen Maikäfer verhakt der anscheinend beim Liebesspiel einfach weggestorben ist. Tod durch Snoo Snoo. Kann es etwas Schöneres geben?

Ich knipse ein paar Bilder und ziehe weiter. Eine Spitzmaus läuft eine kleine Strecke neben mir entlang und wirft mir einen empörten Blick zu, es kann ja wohl nicht angehen dass ich sie bei ihrem Tagwerk störe, bevor sie im Unterholz verschwindet. Ich entscheide, mich nicht weiter dazu zu äußern und gehe weiter. Links und rechts des Weges liegen noch immer die hübschen Holzstapel und wenn man nah rangeht riecht man immer noch frisches Holz. Ich mag den Geruch sehr. Vielleicht stelle ich mir einfach mal so für den Geruch einen Baumstumpf ins Zimmer.

Zwei Vögel machen einen gehörigen Krach. Bei genauerem hinsehen beobachte ich zwei Buntspechte, die sich um ihr Revier zanken, dann ist da schon die Straße und ich bemerke dass das "Bei Dunkelheit hier nicht reinfahren weil Kröten"-Schild weg ist. Schade, jetzt wo ich es doch fotografieren wollte. Dafür ist der Krötenzaun noch da, über den ich mich immer wieder köstlich amüsiere.

Normalerweise würde ich geradeaus weiterlaufen, aber da ich ja nur einen Spaziergang mache biege ich links ab, entlang der Straße. Ein paar Meter weiter liegt ein totes Tier neben der Fahrbahn, das dunkle Fell macht mich neugierig und ich wundere mich was es wohl sein könnte. Beim Näherkommen stellt sich heraus dass es eine Katze ist und der Anblick macht mich auf einmal ganz traurig. Die Kleine kommt mir viel zu bekannt vor, vielleicht weil der Nachbar eine ähnliche hat. Ich hoffe dass es eine Andere ist und gehe schnell weiter, das Tier sieht aus als würde es nur schlafen und ich mag sie nicht aufwecken.

Ich begutachte ein paar Schafe in einem mit lilanen und weißen Fliederbäumen gesäumten Gehege, zwei Lämmchen springen auch mit herum. Anschließend kommen eine Menge langweilige Spargelfelder. Das Wetter macht sich auch hier bemerkbar: Ein Teil der Felder ist immer noch mit schwarzer Folie bedeckt und die Preise in der Stadt lassen einen auch mit den Beinen schlackern. Im Garten des ersten Hauses nach den Felder guckt mich ein Hase durch den Zaun neugierig an bevor er weghoppelt und mir sein weißes Stummelschwänzchen präsentiert. Er scheint sich wohl recht sicher zu fühlen hinter diesem Zaun, normal kann man Feldhasen nur in der Dämmerung sehen.

Das nächste Haus ist ein großer Bauernhof der auch einige Tiere im Vorgarten hält. Zwei Pinselohrschweine (ich glaube nicht dass es tatsächlich Pinselohrschweine sind, aber ich finde den Namen so lustig) schnuffeln entlang des Zaunes nach essbarem. Ich bleibe stehen und mache ein paar Bilder. Die Schweine machen freundlich "Öff! Öff!". Ich öffe zurück und sie scheinen zufrieden. Eins knabbert an meinen Fingern. Man muss eben nur höflich sein.
Der Bauernhof hat auch einen Hofladen, den ich heute zum ersten Mal sehe. In Zukunft werde ich dort sicher mal vorbeischauen um frisches Gemüse zu kaufen. Zumal er auch Sonntags geöffnet ist. Davor stehen einige uralte Ackergeräte und zwei historische Traktoren. Ein letztes Foto, dann geht es das letzte Stück Richtung nach Hause.


Ich passiere einige Rhabarberfelder und überlege kurz, mir ein oder zwei Stangen abzuzweigen, lasse es aber bleiben weil mir zwei Leute mit Hunden entgegenkommen. An die Wand hat jemand einen rauchenden Alien gezeichnet. So ein Unfug, warum sollten Aliens rauchen? Am Wegesrand blühen die Brennnesseln und ein paar dicke Hummeln fliegen von Blüte zu Blüte und quetschen sich hinein um an den leckeren Nektar zu kommen. Ich muss daran denken dass wir als Kinder oft die Blüten von Taubnesseln gegessen haben wenn wir im Wald zum spielen waren. Mal sehen, vielleicht lege ich mir zu meinem Baumstumpf ja auch noch einen Blumenkasten mit Taubnesseln an.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Frühling

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!


Eduard Mörike


Ja ich lebe noch. Es ist einige Zeit her, seit ich hier zum letzten Mal etwas geschieben habe. Das hat mehrere Gründe.
Nachdem ich sehr stolz auf mich war, das letzte Jahr sogar während der Minusgrade meinen Trainingsplan eiskalt durchzuziehen, ereilte mich ca. 1 Woche nach Beginn des neuen Jahres (also eigentlich der Zeitpunkt zu dem sonst alle sehr eifrig sind irgendwas zu tun...)ein Motivationstief. Eigentlich war es eher ein Motivationstal, denn es dauerte recht lange und wirkte sich neben dem Sport auch auf mein restliches Leben aus, mit teilweise recht schwerwiegenden Konsequenzen.

Wie auch immer, ich habe es geschafft mich wieder raus zu hiefen, nicht zuletzt dank der Hilfe von Clara, die mir immer wieder Freundschaftlich in den Allerwertesten getreten hat und Nana, die ich letztes Jahr mit dem Triathlonvirus infiziert hatte und deren Begeisterung dieses Jahr auch wieder auf mich übergeschwappt ist. Im März war ich erstmals wieder laufen, nach fast 2-monatiger Pause, allerdings nur sporadische 1-2x. Im April war es dann wieder etwas regelmäßiger 1-2x die Woche.

Vor zwei Wochen habe ich mich dann kurzerhand für 2 Sprinttriathlons und eine olympische Distanz angemeldet, man muss sich ja Ziele setzen. Seit dem war ich auch wieder (mehr oder weniger) regelmäßig beim Schwimmen und das Laufen klappt auch wieder etwas besser.

Ich schreibe diesen Beteitrag während ich mich zum ersten Mal wieder an eine 7,6km-Strecke laufen herantraue. Natürlich schreibe ich ihn nur im Kopf, um ihn später dann zu Papier zu bringen, aber normalerweise entstehen alle meine Beiträge während des Trainings. Der Wald ist mittlerweile schön saftig grün. Bei meinen ersten Läufen nach der Pause war ich mehr oder weniger entsetzt. Der schwere Sturm im Frühjahr hatte deutliche Schäden hinterlassen, viele Bäume waren umgestürtzt und allgemein sah der Wald recht unordentlich aus. Sofern man einen Wald als unordentlich bezeichnen kann.

Das ist jetzt aber alles wieder vergessen. Männer sind mit Maschinen gekommen und haben viele Bäume gefällt, die liegen jetzt alle fein säuberlich aufgereiht am Wegesrand, in den ersten Tagen hat es ganz wunderbar nach frischem Holz gerochen. Mittlerweile riecht es nicht mehr so sehr nach Holz, dafür ist auf jedem Stamm ein hübscher bunter Punkt, der markiert, wer den Stamm gekauft hat. Das ergibt ganz lustige Fleckenmuster.

Es ist nicht sonderlich warm und sehr windig heute. Ich trage eine 3/4 Hose und meine Windjacke, stelle aber fest dass dieses Outfit, sobald man mal aus dem Wind heraus und im Wald ist, eigetnlich zu warm ist. Naja, man kann es nicht allen recht machen. Ich hopple in Schrittgeschwindigkeit durch den Wald und amüsiere mich zum hundertsten mal über das Schild das sagt, "Bitte nach Dunkelheit diesen Weg nicht mehr befahren - Krötenwanderweg". Auf dem Boden liegt ein toter Maikäfer. Und noch einer. Und noch einer. Eigetlich ist der Boden bedeckt mit toten Maikäfern. Und immer mehr fallen vom Himmel. Ein Maikäferregen. Irgendwie ist das ganz schön eklig, ich versuche beim Laufen zu vermeiden auf die kleinen Körper zu treten. Wenn ich es nicht schaffe gibt es ein knackendes Geräusch und ich bekomme eine Gänsehaut. Einmal fällt mir ein Maikäfer auf den Kopf.

Warum sich die Maikäfer genau diesen Tag ausgesucht haben um zu sterben weiß ich nicht. Vielleicht lag es am Wind, vielleicht sehen sie einfach keinen Sinn mehr darin zu leben, wenn der Mai angefangen hat. Oder irgend jemand hat einfach ganz unromantisch Gift gespritzt. Maikäfer sind ja nicht zu unterschätzen, so als Raubtiere. Zumindest wenn man ein Baum ist.

Ich hopple also weiter und hüpfe über tote Maikäfer, philosophierend darüber, warum sie da jetzt so liegen und ob es ihnen wohl egal ist, weil ja nächstes Jahr wieder genug andere Maikäfer da sein werden. Ich trabe an der Straße entlang. Ich hasse diesen Abschnitt meiner Strecke, weil man da immer genau sehen kann wie die Autofahrer glotzen. Normalerweise führe ich die dämlichen Gesichtsausdrücke auf das eigene schlechte Gewissen zurück, weil da jemand was tut. Heute mag es mir nicht so recht gelingen. Ich halte kurz an der Ampel, es ist Feierabendzeit und viel los, dann nochmal links übers Feld abbiegen. Ein Mann kommt mir entgegen der unablässig auf seinen Hund einkreischt. Das arme Tier. Es guckt irgendwie so als würde es sich gerne zu den Maikäfern legen.

Zwei weitere Hundebesitzer und eine Herde Spargelernter passieren mich, oder ich passiere sie. Irgendwer passiert jedenfalls. Ein Mann pflanzt Blumen vor dem Eingang des Privatgrundstücks des FKK-Vereins, an dem ich ebenfalls vorbeijogge. Am Anfang dachte ich das wäre vielleicht etwas aufregendes, ein Testgelände für Waffen. Das Grundstücks eines verbitterten alten Millionärs. Ist es leider nicht. Und wegen des Zaunes kann man noch nicht mal gucken. Also nicht das ich wollen würde.

Weiter am Zaun entlang, eine halbe Ewigkeit, dann noch eine Straße zum überqueren, diesmal warte ich eine Ewigkeit, es ist immer noch Feierabendverkehr. Dann Entspurt nach Hause. Ich muss an meine Mutter denken, die immer gesagt hat "das Pferd riecht den Stall" wenn wir früher unterwegs waren, müde und kaputt auf dem Heimweg und sobald das Haus in Sicht kam noch einmal alle Kräfte gesammelt haben und losgerannt sind.
Dabei kommt mir dieses Gedicht in den Sinn. Ich musste es in der Grundschule auswendig lernen. "Frühling lässt sein blaues Band..." was für ein Blödsinn. Warum ist das Band denn blau? Grün wäre ja noch nachvollziehbar. Aber warum hat der Frühling überhaupt ein Band? Hat der Frühling Hände? Womit sonst hält er das Band fest?

Ich komme zuhause an während ich noch über diese tiefsinnigen Fragen nachgrüble. Nachdem die Laufeinheit pflichtbewusst im Tagebuch vermerkt wurde, beschließe ich nicht weiter darüber nachzudenken und stelle meinen Kopf unter die Dusche, bevor ich noch anfange Harfentöne zu hören.

Samstag, 2. Januar 2010

Bilanz 2009

Zum Jahreswechsel auch von mir ein kleiner Rückblick:



  • Begonnen habe ich mein Training am 17.08.2009 mit 5km Nordic Walking in 60 Minuten.

  • Gelaufen bin ich 229,58 km in 32:20 Std.

  • Geradelt 754.96 km in 33:08 Std.

  • Geschwommen 33 km in 23:15

  • Insgesamt habe ich 94:24 Std. bzw 1028.52 km in 136 Tagen ( 19 Wochen ) Trainiert.



Mal sehen was das neue Jahr so bringt. Ich freue mich drauf.