Aber eins nach dem anderen: nachdem die Waage mir heute Morgen mal wieder den Krieg erklärt hat, Ich zum Abendessen eine gigantische Pizza verspeist hatte, und der Plan nunmal auch vorsah, dass ich heute noch 7 km laufen sollte, habe ich mich direkt nach dem Abendessen dazu entschlossen, zu Laufen. Fehler Nummer eins.
Ich meine, ich hätte ja wissen können, dass es sich mit einer Pizza im Bauch nicht also flott läuft. Aber wissen und umsetzen sind zwei paar Schuhe, das haben wir bereits zuvor gemerkt.
Fehler Nummer zwei: viel zu wenig Vorbereitungszeit. Zwar hatte ich mir in aller Eile eine Route zusammengeklickt, aber ich kannte die Umgebung überhaupt nicht. Dazu kam, dass ich wegen der nahenden Dunkelheit (Fehler Nummer drei) auch nicht mehr wirklich Zeit hatte, mir das ganze in Ruhe zu überlegen.
Also los, raus, laufen! Schon nach den ersten Metern wurde mir klar, dass das keine gute Idee gewesen war. Die Pizza gluckerte im Bauch lustig vor sich hin, während mein Puls mit ihr zusammen Bockspringen übte. Meine Route hatte ich mir vorsorglich auf mein Fahrrad Navi geladen, damit ich mich nicht verlaufen würde. Dass diese nicht so genau überlegt war, merkte ich bereits nach der dritten Kurve: Ich sollte plötzlich nach links abbiegen, aber da war eigentlich nur Feld. Gut o.k., mit viel Fantasie konnte man noch ein paar Traktor Spuren auf dem Gras erkennen. Wagemutig und die Umgebung nicht wirklich kennend biege ich also ab. Fehler Nummer vier. Ich hopple durch das kniehohe, nasse Gras und freue mich so gar nicht mehr. Gut, die Gegend ist ganz nett, aber das laufen macht so nicht wirklich Spaß.
Ich folge dennoch weiter meiner Route, die mich über eine Bundesstraße in den Wald führt. Ich betrete den Wald im Dämmerlicht, Fehler Nummer fünf, und werde von einem Schwarm Fledermäuse begrüßt, die mir fast ins Gesicht fliegen. Von wegen bedrohte Tierart. Da fragt man sich wer hier wen bedroht.
Ich trabe weiter den Weg entlang, und nach 2-3 km wird es langsam besser mit dem Magen. Es scheint als hätte ich auch wieder etwas mehr Blut für die Beine übrig. Das Tempo stabilisiert sich etwas, genau wie der Puls. Gerade als ich denken will, dass es vielleicht doch ein ganz guter Lauf werden könnte, sagt mir das Navi ich soll abermals nach links abbiegen.
Ich bin skeptisch, sehe ich doch gar keinen Weg der nach links führt. Abermals ist es nur eine zugewachsene Spur, die vielleicht vor vielen Jahren mal ein Weg gewesen sein könnte. Wie bereits erwähnt lerne ich nicht aus meinen Fehlern, und biege ab.
Natürlich war es kein Weg. Meine Füße sind mittlerweile pitschnass, und ich einigermaßen genervt. Ich stolpere über querliegende Äste, durch Matschpfützen, und kniehohes Gras und befürchte von Zecken gleich zerfleischt zu werden.
Meine Laune ist mittlerweile unterirdisch. Endlich lichtet sich der Wald etwas, ich kann vorne die Grenze der Bäume erspähen und hoffe darauf, meine Route wiederzufinden. Das Navi sagt abermals links abbiegen, aber diesmal ist es tatsächlich keinen Weg. Ich stolpere aus dem Bäumen heraus, und stehe mitten auf einer riesigen Lichtung. Ein paar Rehe schauen mich verdutzt an, aber von einem Weg weiterhin weit und breit nichts zu sehen.
Hätte man mich vor 1 Minute gefragt, hätte ich behauptet meine Laune könne nicht noch weiter sinken. Wie man sich doch irren kann…
Zu allem Überfluss kann ich jetzt den Himmel sehen, und an dem hängen dicke schwarze Wolken. Also weiter durchs Gras, es bleibt mir ohnehin nichts anderes übrig. Ich gehe in die Richtung, in der der nächste Weg sein muss. Ich sage absichtlich Weg, nicht mein Weg, denn der ist es nicht. Hauptsache irgendwie raus hier.
Ich scheuche ein weiteres Rudel Rehe auf, stolpere, springe und laufe eine gefühlte halbe Ewigkeit lang auf der Lichtung herum. Irgendwann finde ich dann doch endlich den Weg wieder. Zu meinem Erstaunen war es grade mal ein KM Umweg, den ich gemacht habe.
Jetzt aber schnell, ich hatte behauptet in einer Dreiviertelstunde zurück zu sein, und diese Zeit ist längst vorbei. Ich renne was das Zeug hält, zum Glück kommt das Seitenstechen nicht wieder. Dafür beginnt es jetzt zu regnen. Und wie. Es schüttet wie aus Eimern. Ich bin froh, als ich endlich wieder die Haustür erreiche, und unter die warme Dusche hüpfen kann.
Heute Nacht werde ich tot sein.
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