Dienstag, 9. Oktober 2012

5. Fechenheimer Volkslauf

Der große Tag also. Um gleich unnötige Spannung vorweg zu nehmen: Ich habe mein Ziel erreicht. Soweit so gut. Zudem sollte ich erwähnen, dass ich ein, zwei Tage vor dem Wettkampftag die glorreiche Idee hatte, einige Kollegen zu fragen, ob sie nicht Lust hätten mit mir zu laufen, was sich als genialer Schachtzug heraus stellte.

Als ich die Augen aufschlug war es eiskalt und ich konnte den Regen durch die geschlossenen Fenster hören. Schlecht. Nicht wirklich motiviert quälte ich mich aus dem Bett und in die kalten Sportklamotten. Ich mag laufen bei Regen ja eigentlich, aber uneigentlich sagte das Thermometer, dass da draußen grade 8 Grad seien und die fühlten sich auch genauso kalt an wie das jetzt klingt.
Zum Frühstück gab es eine Banane und ein paar Himbeeren mit einem Teelöffel Zartbitter-Nutella. Mjam. Danach ab aufs Rad und durch den Sprühregen die knapp 3km zur Sporthalle nach Fechenheim geradelt.

Ich hätte das Gebäude fast verfehlt, hätte davor nicht ein großer Van mit Werbeschriftzug für die TSG gestanden. Also schnell nach drinnen in die (glücklicherweise) warme Halle und zur Nummernausgabe. Ich hatte die 126 gezogen, und die beiden Damen an der Ausgabe für den 5km Lauf hatten sich offensichtlich noch nicht auf ein System geeinigt, was die kleine Blechkasse betraf. Angesichts der recht kurzen Läuferliste weiß ich auch nicht, ob sie bis zum Ende der Anmeldungen dazu kamen oder ob sie ein solchs überhaupt gebraucht haben.

Ich nahm Platz an einem der Tische und philosophierte ein wenig darüber, wieso Best Worscht (eine lokale, semi-prominente Currywurst-Kette) das Tria-Team Fechenheim sponsort, als auch schon Götz eintraf, der die 5km mit mir zusammen laufen würde. Wir philosophierten kurz noch über Fast Food Sponsoren im Sport weiter und beobachteten dabei eine etwas kräftigere Dame mittleren Alters im rot-weißen Trainingsanzug und mit einem Megaphon von beeindruckender Größe ausgestattet beim auf die Bühne klettern. Die Frau stellte sich als die Moderatorin des Tages heraus, und wies uns drarauf hin, dass nach dem Lauf noch eine japanische Kampfkunstschau zu bewundern sei.

Als wir grade aufbrechen wollten, betrat ebenjene Dame wieder die Bühne, diesmal hatte sie ein Mikrophon dabei, und wies darauf hin, dass nach dem Lauf eine koreanische Kampfkunstschau zu bestaunen sei. Wir beschloßen, nach dem Lauf zuallererst das Kuchenbuffet zu bestaunen und machten uns auf in Richtung des Starts.

Die 10km Läufer starteten 10 Minuten vor den 5ern, was uns die Möglichkeit gab noch ein wenig herumzustehen und zu frieren. Den Startschuss haben wir leider verpasst, aber plötzlich waren alle 10er weg, was wohl bedeuten musste, dass er gefallen war. Also Richtung Start aufstellen. Die fürsorgliche Moderatorin warnte uns noch vor wildwachsenden Wurzeln sowie der Tatsache, dass bei der Neuasphaltierung der ersten 200m Weg ein Absatz entstanden sei, auf den es zu Achten gälte.
Einen zweiten Startschuss bekamen wir nicht, statt dessen durften wir Countdown zählen. Götz und ich reihten uns direkt hinter einer Horde Jungfeuerwehrfrauen in Chucks und zu großen T-Shirts ein und zockelten zusammen mit der Meute los.

Vor dem berüchtigten Absatz warnten dann alle Läufer einander noch einmal und hüpften kichernd und in viel zu hohem Bogen darüber. Götz und ich verbrachten den ersten Kilometer damit, uns Warnungen vor Wurzeln und herumliegenden Blättern zuzurufen und damit vermutlich alle umstehenden in den Wahnsinn zu treiben. Beim zweiten Kilometer zog das Tempo dann etwas an, mein Puls leider ebenfalls, weshalb ich meinen übermotivieren Hasen etwas ausbremsen musste.
Die Strecke ist im Übrigen echt nett. Quasi ein kurzer Abschnitt meiner 8km Hausstrecke, ein Weg grade 1,5m breit am Main entlang und auf beiden Seiten von Bäumen und Büschen eingefasst. Bei 2,5km gab es dann einen Wendepunkt, wo sogar einige Leute standen und anfeuerten. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits dabei, Leute zu überholen. Ein seltsames Gefühl, dass ich so von Läufen noch nicht kannte. Immer wieder der testende Blick zur Uhr, der feststellte, dass der Puls weiter anstieg, aber ich noch nicht kurz vor dem Kollaps war. Auf dem vierten Kilometer sahen wir dann einen Jungen (11 Jahre alt, wie sich später herausstellen sollte) und seinen Vater vor uns. Natürlich wollte Götz nicht auf sich sitzen lassen, dass wir hinter dem Bengel ins Ziel laufen, allerdings war der verdammt hartnäckig und meine Kräfte ziemlich am Ende, sodass der Vater dafür sorgte, dass wir überholen konnten, er dann aber auf dem letzten Kilometer mit dem Kleinen an uns vorbei zog. Gemein.

Der Zieleinlauf war denkbar unspektakulär, ich stellte ein neues Allzeithoch der Pulsmessung auf meiner Uhr fest (194 - die Kotzgrenze hat sich um 2bpm verschoben!) und steuerte spontan den Getränketisch an, Götz besuchte zunächst mal die Pipibox. Das amtliche Ergebnis sind 28:15,2min. Das Ziel ist also erreicht und eine neue PB ebenfalls aufgestellt. Auf zu neuen Taten!
Wir beschlossen dann, zurück zur Halle zu wandern, um nicht zu erfrieren sobald sich der Puls wieder etwas legen würde. Als wir grade den Startbereich verlassen hatten, kam uns Martin entgegen, der zum Anfeuern gekommen war. Wie er selbst treffend feststellte, war der Lauf bereits vorbei, weshalb sich das mit dem Anfeuern beim Laufen wohl erledigt hätte, er uns aber beim Kuchenessen gerne unterstützen wolle.

Wir verbrachten noch einige Zeit in der Halle und vor allem am Kuchenbuffet und bestaunten die vietnamesische Kampfkunstvorführung, sowie die entsetzte Entdeckung der Moderatorin, dass die erste Frau der 10km Läufer in Wirklichkeit ein Mann war, der versehentlich den falschen Knopf gedrückt hatte. Götz hatte in der Gesamtwertung den 8. Platz abgestaubt, ich den 6. bzw 5. wenn wir die Altersklassewertungen berücksichtigen (was bedeutet, dass WJA nicht mitzählt). Für meine Verhältnisse ein phänomenales Ergebnis. Was mich natürlich direkt zu der Frage brachte, wieviel schneller ich für den nächsten Platz hätte sein müssen. Das nächste Ziel heißt dann also: Sub 25.
Fazit: Der Fechenheimer Volkslauf ist eine kleine familiäre Veranstaltung, die man in einer Großstadt wie Frankfurt nicht erwarten würde. Die Laufstrecke ist flach wie Holland und ganz hübsch, allerdings wenig abwechslungsreich. Zeitnahme erfolgt ohne Chip, was bei der Anzahl an Läufern aber kein größeres Problem darstellt. Die Kuchenauswahl ist hervorragend, an Getränken an der Laufstrecke standen Wasser und Tee zur Verfügung - bei 6€ Startgeld ebenfalls in Ordnung. Die Helfer waren alle super motiviert und freundlich. Auf Grund der Nähe und dem "zu Hause" Feeling halte ich eine Wiederholung für sehr wahrscheinlich.






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