Montag, 2. November 2009

Laufen im dunkeln


Am Samstag war Halloween. Also quasi ein idealer Tag, um die vor kurzem gekaufte Stirnlampe auszuprobieren. So ähnlich dachte ich zumindest, als ich alleine durch den dunklen Wald rannte, und mir auf einmal einfiel, dass es irgendwie dumm gelaufen war, Heute.

Zur Vorgeschichte:
Die ganze Woche war irgendwie zu vollgestopft gewesen und ich hatte ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, dass der erste Sport den ich machen konnte Freitagsabends eine Session im Schwimmbad mit Clara war. Dafür hatte ich mir vorgenommen Samstag und Sonntag zu laufen, und Sonntags noch eine kleine Runde Rad zu fahren. Tja, es kam wie es kommen musste, ich verbrachte den gesamten Samstag vor dem Rechner, irgendwelche Unisachen erledigen, und als das Essen endlich verdaut war, wurde es draussen schon dunkel. Ausserdem war es KALT. Meine Motivation hielt sich also deutlich in Grenzen.

Glücklicherweise lag irgendwo auf dem Küchentisch noch eine Runner's World, die ich nach dem Abendessen, beim gemütlichen Plausch mit meinem Mitbewohner, gedankenverloren durchblätterte. Irgendwie kamen wir darauf zu sprechen, was mich denn am Laufen begeistere, und nachdem ich es ihm erläutert hatte, wurde der Wunsch stärker, doch noch laufen zu gehen. Zum einen weil ich wusste, dass ich mich danach fantastisch fühlen würde, zum anderen, weil ich mir meine eigene Motivation wieder hatte vor Augen führen können.

Also dick eingepackt, mit der Lampe ausgerüstet (oh Gott, das sieht ja noch viel peinlicher aus als ich befürchtet hatte!) und raus. Die Kälte schlug mir entgegen und ich konnte bei jedem Schritt meinen Atem sehen. Egal. Ich bin meine übliche 6km Runde gelaufen. Und das recht flott. Nach 2-3 Minuten fiel mir zum ersten mal auf, dass ich eigentlich für GA1 Training zu schnell unterwegs war. Ein Blick auf die Pulsuhr brachte die Erkenntnis, dass dem aber nicht so war. Ein neuer Motivationsschub: GA1 Tempo bedeutete für mich bisher einen Schnitt von 8-9 min/km. Die Uhr blinkte mir eine 7 vorne entgegen und ich war Feuer und Flamme.

Der erste Teil der Strecke führt an der Straße entlang und ist beleuchtet. Da kam mir meine Stirnlampe noch reichlich dämlich vor. Dann enden die Lampen, und der Radweg entlang der Straße wurde nur noch von meinem kleinen Lichtlein erhellt. Das fand ich irgendwie sehr spannend. Als ich dann nach rechts in den Wald einbog musste ich doch gewaltig schlucken. Die Büsche und Bäume um mich herum schluckten das Licht meiner Lampe nach wenigen Metern. Oben durch die Bäume konnte man Sterne funkeln sehen. Es war totenstill, die einzigen Geräusche waren das Rascheln meiner Jacke und meine Schritte, die dumpf auf den Waldboden trafen. Ab und zu knackte ein Zweig im Unterholz.

Irgendwo an der Stelle muss es dann gewesen sein, dass mir bewusst wurde, dass es der 31.10., also Halloween war. Im Grunde ja kein Grund zur Besorgnis, aber lauft ihr mal Nachts allein durch den dunklen Wald, nur mit einer Taschenlampe, hört Geräusche die ihr nicht zuordnen könnt und dann fällt euch ein dass evtl Geister unterweges sind. Na super! Dazu kamen dann Schüsse. Ich wurde zunehmend nervöser. Am Mittag hatte ich Jäger auf dem Feld gesehen. Ich konnte nur hoffen, dass man die Stirnlampe sehen und davon ausgehen würde, dass da ein Mensch wäre. Hasen tragen ja in der Regel keine Stirnlampen. Und Rehe tun das auch nur, wenn sie einen hilflosen Jogger im Wald verspeist haben.

Naja irgendwie war ich dann in Rekordgeschwindigkeit aus dem Wald draussen, und mir fiel auf, dass mein Knie verdammt wehtat. Die Kälte und die hohe Geschwindigkeit taten meinem alten Sorgenkind so gar nicht gut. Ich biss die Zähne zusammen und lief weiter. Fuck you, Knie! Du hast mich 1200 Euro beim Orthopäden gekostet, funktionier jetzt gefälligst!


Nach ziemlich genau 45 min stand ich wieder vor der Haustür, ein wenig erschöpft, aber glücklich.

2 Kommentare:

  1. Ich mag Laufen im Dunkeln. Allerdings suche ich mir dann komplett asphaltierte bzw. ebene Strecken ohne Stolperfallen, die ich gut kenne, oder ich laufe auf beleuchteten Wegen.

    Häschen oder Rehe mit Stirnlampen sind mir da allerdings noch nicht begegnet :-) Aber die Angst, wenn es raschelt, die kenne ich ...

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  2. Ein Grund, warum ich auf den iPod nicht verzichten möchte... :-)

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