Es hätte ja so schön sein können. Die ganze Woche hatte ich mich (fast) genau an den Trainingsplan gehalten, und für heute war eine morgendliche Runde im Schwimmbad (das Freitagstraining nachholen, das wegen Terminproblemen verschoben werden musste) geplant und danach noch eine gemütliche Radtour zum Rhein.
Aber natürlich steckt der Teufel im Detail, und der nette Sonnenschein, der vor dem Fenster die Blätter der Bäume hübsch bunt glänzen ließ als ich aufwachte, war irgendwie plötzlich weg, als ich mich auf mein Fahrrad schwang um in den Nachbarort zu Schwimmbad und Trainingspartnerin (Clara) zu radeln.
Gut, das war erstmal nicht weiter dramatisch. Zwar bedeckt, aber dafür noch recht angenehm, bei wenig Wind und ca. 9 Grad. Ausserdem war es ja auch nur ein kleines Stückchen (lockere 7,5 km, flach wie Holland).
Ich kam also recht munter bei Clara an (nur mein rechtes Knie hatte während der Fahrt ein wenig gezwackt, aber das war mir jetzt egal), wurde mit Kohlehydraten zum Frühstück versorgt, wechselte das Beinkleid und die Stiefel und dann machten wir uns gemeinsam auf den Weg ins städtische Hallenbad.
Der Parkplatz war besorgniserregend voll, aber zum Glück waren es hauptsächlich Schwimmer, die den Morgen nutzten um ihre Bahnen zu drehen. Treibgut (aka Sehkühe aka Aquajogger) gab es nur wenig und es beschränkte sich auf die äußerste Bahn. Auf den abgetrennten Bahnen trainierte ein Schwimmverein (wie immer eigentlich) und die Mitte war eine bunte Mischung, allerdings alle recht flott unterwegs. Zu meinem Leidwesen haben allerdings einige dort noch nie was vom Rechtsfahrschwimmgebot gehört und so glich die Bahn eher einem Zickzack-Slalom als einem geordneten Schwimmen.
Es war das zweite Mal, dass wir nach Plan trainierten. Ich hatte das Netz seit Tagen nach hilfreichen Schwimm-Trainingsplänen abgesucht und dann die Besten für Clara und mich kombiniert. Ich wollte meine alte Form zurück (beim Schwimmen am Dienstag hatte ich entsetzt festgestellt, dass meine Zeit für 50m Kraul der von '98 entsprach) und Clara wollte Kraulen lernen. Also einmal Technik und einmal Grundlagenausdauer bitte. Mit Ketchup.
Der Plan ging wohl ganz gut auf, und ich freute mich, bei Clara seit dem Dienstag schon deutliche Fortschritte zu sehen: Es platschte und prustete deutlich weniger, und sie schaffte sogar schon 3-4 Atemzüge bevor sie ertrank anhalten und luftholen musste. Das gab mir ein bisschen Hoffnung als Lehrer nicht ganz untauglich zu sein.
Ich selbst hatte mir zwischendurch eine längere Einheit Kraulen eingeplant, bei der ich befriedigt feststellte, dass die 500m im Moment in 11 Minuten relativ locker gingen, und etwas unter 10 bis zum Sommer überhaupt kein Thema sein sollten. Eigentlich lohnt es sich gar nicht für so eine kurze Strecke ins Wasser zu gehen.
Nach 2000m für mich und 1500m für Clara waren wir erschöpft und traten den Rückzug an. Mittlerweile regnete es draussen. Igitt.
Nach einem kurzem Zwischenstopp im REWE und einem Mittagessen hatte sich das Wetter immer noch nicht gebessert. Unsere längere Radtour für heute hatten wir schon länger abgeblasen. Es stand noch im Raum, ob Clara mich nach Hause begleiten und dann eine kleinere Runde zurückfahren wollte, aber angesichts der Tatsache, dass sich immer mehr Wolken dort über uns tummelten und auch der Regenradar im Web keine großartige Aussicht auf Besserung vorsah, verschoben wir das Ganze lieber auf unbestimmte Zeit.
Da ich an dem Tag aber noch Termine hatte, die nicht warten konnten, musste ich den netten Plausch auf dem Sofa bei Honigpomelo und Samstags-Nachmittags-Fernsehprogramm leider abbrechen, und nach draussen in das, was den Namen "Wetter" eigentlich schon nicht mehr verdient.
Das war eine richtig beschissene Idee. Nach 100 m war mir klar, dass ich pitschnass werden würde. Es regnete grade nicht wirklich stark aber auf der Straße stand noch das Wasser und die wenigen Regentropfen peitschten mir ins Gesicht. Zumindest dann, wenn grade kein vorbeifahrendes Auto sintflutartige Ergüsse von Pfützenwasser über mich ergossen. Ich musste das Ganze kurz mit diesen netten Erlebnisduschen in der Therme assoziieren, in denen auch plötzlich Wasser seitlich aus der Wand kommt. Nur, dass es dort warm ist. Und ich nicht auf dem Fahrrad sitze. Und das Wasser vorher nicht auf der Straße lag.
Nach 200m stellte ich fest, dass mein Sitzpolster durchnässt war, und ein kontinuierlicher Sprühregen aus Feuchtigkeit und Dreck sich vom Hinterrad aus den Weg auf, unter und durch meinen Sattel suchte.
Nach 2km entdeckte ich, dass in meinem rechten Schuh geschätzte 5l Wasser stecken mussten. Das merkte man daran, dass der Wind nicht mehr kalt durch die Belüftungslöcher in den Schuh blies. Das heißt, vermutlich tat er das noch immer, aber ich spürte auf Grund des vielen Wassers nichts davon.
Nach 3km entdeckte ich, dass meine Radhosen (eigentlich nicht meine, sondern geliehen) hübsch mit Sand / Dreck / Ichwillsnichtwissen gesprenkelt waren.
Nach 4km dachte ich, es wäre eigntlich doof sich abzuhetzen, bei dem Scheisswetter könnte ich auch langsam fahren, wo ich doch schonmal nass wäre. Nach 4,2km fiel mir auf, dass das wohl doch so keine gute Idee war, da der Fahrtwind meine Nassenhosenbeinemuskeln sofort auf -3°C kühlte.
Nach 5km hatte ich sowas von keine Lust mehr, dass ich am liebsten mein Rad vor den grade an mir vorbeirauschenden Bus geworfen hätte und eingestiegen wäre.
Den Rest der Strecke verbrachte ich damit, mich darüber zu Ärgern, dass zwar jemand die Fahrbahn aber nicht den Radweg vom Laub befreit hatte, dass kurz vor meinem Ziel nochmal so eine doofe Brücke im Weg war, dass die Autofahrer alle glotzten wie die Hühner wenns donnert, aber keiner Anhielt um mich mitzunehmen und allgemein verfluchte ich so ziemlich alles und jeden der mir grade so einfiel.
Zuhause angekommen hinterließ ich eine hübsche Dreckspur einmal quer durchs Treppenhaus und verwüstete meine Diele. Die Katzen rannten erstmal hilfeschreiend davon als das nasse, schnaufende Etwas die Tür reinkam. 2-3 Kleierschichten weniger kamen sie dann aber miauend wieder, der Hunger und die Neugier siegen dann doch immer.
Ich duschte erst mich, dann meine Klamotten. Nachdem das Fahrrad wieder getrocknet war (das habe ich nicht auch noch geduscht, obwohl es bestimmt nicht geschadet hätte), wurde es mit einer groben Bürste vom Schlimmsten befreit. Unter anderem von einer Zentimeter hohen Schlammschicht, die sich hinten auf meinem Sattel und auf meiner Werkzeugtasche auftürmten.
Ich weiß schon warum ich Radfahren hasse. Morgen gehe ich wieder laufen.
Du beschreibst ziemlich genau, wie mein morgendlicher Weg zur Arbeit zur Zeit häufig aussieht :-) Ich hasse das Gefühl, wenn nach 200m schon die Nässe durch die Hose dringt... *ärks*
AntwortenLöschen