Tja was soll ich sagen. Eigentlich wollte ich diesen Bericht schon wesentlich früher abliefern, aber wie immer kam das ein oder andere dazwischen und deshalb hat es eben etwas länger gedauert. Aber besser spät als nie. Genug gejammert:
Ich habe es getan. Ich darf mich nun endlich auch waschechte ‘Triathletin’ schimpfen, nach fast einem dreiviertel Jahr Training für etwas das man noch nie getan hat, ist das ein echt gutes Gefühl. Aber eins nach dem anderen.
Nachdem ich meine Motivation regelmäßig zu Trainieren an Silvester irgendwie verloren hatte, kam mir Ende März die Idee, mich nun einfach für einige Wettbewerbe anzumelden, da ich dann ja nicht anders könnte als zu trainieren. Natürlich konnte ich anders und war auch weiterhin sehr faul. Als mich Clara dann zwei Wochen vor meinem ersten Wettkampf darauf hinwies, dass es eben nur noch besagte zwei Wochen seien, fiel ich buchstäblich aus allen Wolken, und fing ein Panik-Notfalltraining an, dass sich sehr zu meiner Überraschung als recht erfolgreich herausstellte.
Dann sollte er also kommen der große Tag. Mein Rad hatte ich bereits einen Tag vorher Thorsten, der freundlicherweise Taxidienst für mich und mein Rad spielen würde und auch selbst teilnehmen wollte, anvertraut und sicher in dessen Kofferraum verstaut. Meine Sachen waren gepackt, der Triaeinteiler lag bereit und ich hätte eigentlich nur noch einschlafen und dann am nächsten Morgen früh aufwachen und loslegen müssen. Aber so einfach ist das alles nicht. Während ich da so lag und vor mich hingrübelte fiel mir dann auch noch siedend heiß ein, dass ich natürlich doch etwas vergessen hatte. Ein plötzliches Aufspringen und das Startnummernband noch in die Tasche gestopft. Dann wieder hinlegen. Versuchen einzuschlafen.
Meine Katzen waren etwas irritiert davon, dass ich an diesem Tag so früh ins Bett gegangen bin und liefen aufgeregt auf meinem Rücken im Kreis. Meine Gedanken liefen ebenfalls im Kreis, allerdings nicht auf meinem Rücken, sondern eher in hohem Bogen um den nächsten Tag, während ich hauptsächlich über die Wechsel grübelte. Normalerweise bin ich nicht aufgeregt. Ich kann vor Prüfungen, Wettkämpfen oder sonstigen wichtigen Termin sehr rational und ruhig bleiben, da ich mich selbst in der Regel sehr gut einschätzen kann und daher weiß wie alles laufen wird. Bei einem Triathlonwettkampf sieht das in diesem Fall allerdings anders aus. Es gibt einfach zu viele Variablen die ich nicht kenne, noch nie gemacht oder erlebt habe und daher kann ich in diesem Fall leider nicht ganz so ruhig bleiben wie geplant und leider schon gar nicht schlafen.
Naja irgendwie habe ich es dann wohl doch geschafft, denn mein Wecker klingelte viel zu früh und ich quälte mich aus dem Bett unter die Dusche und dann in meinen Triaeinteiler, schmierte mir noch ein paar Brote für die Fahrt und wankte dann zum verabredeten Treffpunkt.
Thorsten war überpünktlich und wir fuhren gemütlich die sonntagmorgentlich ruhige Autobahn entlang, frühstückten während der Fahrt und ich konnte noch ein paar letzte Fragen klären. Weniger große böse Unbekannte.
Vor Ort waren wir natürlich viel zu früh, weil Thorsten eigentlich auch ein kleines Nervenbündel ist, dass aber natürlich niemals zugeben würde :-) Aber immerhin waren deshalb noch einige Parkplätze im Schatten und in der Nähe des Eingangs frei.
Nach dem parken gings erstmal ans Räder aufbauen. Da Thorsten keinen Pickup oder Kleinlaster besitzt sonder ein Kompaktfahrzeug das dem Namen alle Ehre macht mussten 4 Räder wieder an den Rest vom Rad montiert und der Reifendruck nochmal überprüft werden.
Während ich Thorsten frickeln ließ, kam mir der Gedanke, die mitgebrachte Sonnencreme anzuwenden (ich bin sooo stolz dass ich daran gedacht habe!), die zwar nach Aussage diverser Sportler extrem gut wirkt, aber einfach nur stinkt wie Hölle (zum aufsprühen).
Irgendwann war dann auch Zeit um die Startnummern und den Rest abzuholen und die Räder abzugeben. Das Ganze fand auf dem Gelände eines Schwimmbads mit Badesee statt, weshalb wir einmal quer durchs Freibad watschelten. Besonders gefreut habe ich mich weil wir sogar schicke Nummern auf den Oberarm gemalt bekamen, da kommt schon fast Ironman-Stimmung auf. Die Rad- und Helmkontrolle war so hypergenau, dass man meinen könnte, der Ordner wollte uns später persönlich vom Rad schubsen. Aber anscheinend war man ganz zufrieden mit unserem auftreten. Also Räder in die Wechselzone geschoben (gab nur eine für T1&2) und erstmal Thorsten beim aufbauen zugesehen und mir überlegt, wie ich alles bei mir arrangieren könnte.
Naja irgendwie war trotzdem noch viiiel zu viel Zeit, und nach und nach trudelten die anderen Leute und unsere Bekannten ein. Einige Gesichter kannte ich sogar schon, und während des allgemeinen herumbegrüßes kam ich mir schon total professionell und wichtig vor. Clara, die ganz spontan auch mitgemacht hat, erbarmte sich dann auch und ging mit mir einmal die Wechselzone ab, aus dem Wasser und dann zum Rad, und dann raus auf die Radstrecke und das gleiche für den zweiten Wechsel. Leichte Panikanfälle meinerseits, dass ich den Rad- und Laufausgang verwechseln könnte und einige Rätselleien über die Schimmstrecke später (“Welche von den Bojen da muss man denn jetzt umschwimmen?” “Im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn?” “Die sind ja so nah am Land, ich steig einfach aus und laufe am Rand entlang”) traf dann eine grauenhafte Guggemusikgruppe und erfreute uns mit schauerlichen Eigeninterpretationen von “Tanze Samba mit mir” und “Viesta Mexikana”.
Irgendwer hätte den Musikern vielleicht mitteilen können, dass die allgemeine Wettkampfbesprechung irgendwann anfing (in der auch das Rätsel der Bojen gelöst wurde), tat aber keiner. So posaunte und trompetete die bunte Meute lustig weiter, bis endlich einer der Musiker realisierte, dass jetzt doch besser Pause angesagt war. Derweil wurde um mich herum bereits spekuliert, dass die Musiker vielleicht bestellt worden waren, um die Athleten anzutreiben. Frei nach dem Motto “bloß weg hier!”. Nach der Besprechung starteten gleich die Kinderchen (“Putzig!” “Oh Gott wie niedlich!” “Hast du das kleine Rad gesehen? Wie geil!”) und Schlag auf Schlag starteten dann immer eine AK aufsteigend die ersten Schwimmer im See.
Der Riegel den ich kurz vor Beginn der Besprechung noch verputzt hatte lag mir mittlerweile schwer im Magen. Mit einem entsetzten Blick stellte ich fest, dass wir mittlerweile bei der AK unter den Damen angelangt waren, und zwangsläufig die gelben Badekappen die nächsten sein würden, die sich ins Wasser begaben. Verzweifelt versuchte ich ein lockeres, entspanntes Gesicht aufzusetzen während mir der Allerwerteste nun doch ziemlich auf Grundeis ging. Zu froh war ich, als wir endlich ins Wasser konnten, die Abkühlung tat meinem erhitzten Kopf wirklich gut! Ich schwamm ein paar Züge mit der Gewissheit, dass ich beim Start nicht genug eingeschwommen wäre, und kam zurück um mir einen Startplatz zu suchen. Womit wir gleich beim nächsten Problem angelangt wären.
Wie zuvor gelernt reihte ich mich brav etwas seitlich ein. Nur wie weit vorne? Ich wusste, dass ich ein recht guter Schwimmer war, aber ich hatte keine Ahnung, wer im Feld nun besser und wer schlechter sein würde als ich. Also versuchte ich es in der Mitte.
Das stellte sich als fataler Fehler heraus. Aber der Reihe nach. Der Startschuss ging und alle rannten ins Wasser als wäre der Teufel hinter ihnen her. Ich betrachtete das kurz, und ging dann langsam hinterher, bis ich genug Platz hatte um den ersten Kraulzug zu machen. Aber ach! Schon nach zwei Zügen sah ich die Beine meiner Vorderfrau vor mir (sonst allerdings nichts, weil der See anscheinend aus grüner, undurchsichtiger Götterspeise bestand), die natürich wesentlich langsamer schwamm. Also zum überholen ansetzen und sogleich in ein weiteres Paar Beine rechts von mir schwimmen. Na Super. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft mich aus dem Pulk halbwegs herauszuwurschteln, was allerdings aufgrund der schlechten Sicht doch recht anstrengend war, und so war ich schon am schnaufen, bevor ich die erste der drei Bojen erreichte. Egal, Hauptsache endlich Platz zum schwimmen.
Ich kraulte also so vor mich hin, vorbei an der ersten Boje, dann an der Zweiten, meine Güte ist das langweilig. Ich beschloss schneller zu schwimmen, mir ging allerdings nach ein wenig Zeit die Puste aus, also wieder etwas langsamer. Wie lang war diese verdammte Schwimmstrecke? Hatte ich mich evtl. verschwommen? Ein weiteres kraftraubendes Kopf aus dem Wasser strecken. Nein, ich war immer noch auf Kurs. Und da endlich die letzte Boje! Beim umschwimmen stellte ich fest, dass ich irgendwo im vorderen Drittel der Damen sein musste und auf dem Schlusssprint von vielleicht 150m musste ich ständig aus dem Wasser schauen weil ich panische Angst hatte, mit dem Kopf ans Ufer zu stoßen. Jaja, ich weiß, ich bin total rational...
Irgendwann war dann das Ufer doch da und ich stapfte japsend an Land. Ich war ja jetzt schon total aus der Puste ich brauchte eine Pause! Ein kurzer Blick auf die Uhr, ca. 10 Minuten hatte ich gebraucht, komisch, war mir vorgekommen wie eine halbe Ewigkeit! Der Rasen stieg sanft zur Wechselzone auf und Angesichts der vielen Leute um mich herum war natürlich an Pause nicht zu denken! Nur nicht das Gesicht verlieren! Also zum Rad japsen, dort erstmal das Handtuch schnappen und das Gesicht und die Füße notdürftig abtrocknen. Dann die vorbereitete Startnummer, Sonnenbrille und Helm überstreifen und in die Radschuhe schlüpfen. Das Rad vom Hängedings herunterhiefen und ab gehts. Hilfe, ich japste ja immer noch! Egal, ignorieren und weiterlaufen, gar nicht so einfach mit den Radschuhe, das hätte ich vorher mal üben sollen. Auf dem Gras ging es noch einigermaßen, dann, die letzten paar Meter auf Beton muss ich sehr lustig ausgesehen haben. Über das Brett, dass die Wechselzone begrenzte und dann aufsitzen und losfahren.
Hoppla, das ging ja sogar besser als erwartet! Obwohl ich immer noch ziemlich aus der Puste war, gingen die ersten Meter schon recht flott und ich war schnell auf meiner angestrebten Geschwindigkeit von 30km/h. Ich überholte sogar einige Mädels vor mir!
Es ging quer durchs Wohngebiet und dann raus aus der Stadt übers Feld. Mein Einziges Ziel: möglichst weit kommen bevore Clara mich überholen würde. Also strampelte ich wie ein Weltmeister, Unterführung runter und wieder rauf, weiterstrampeln! Irgendwie war die Strecke recht öde und langweilig, und bei km 7 oder 8 rauschte dann auch Clara an mir mit einem kurzen “Hallo Eva!” vorbei. Derweil strampelte ich weiter übers Feld, die Strecke zog sich, aber wenigstens der kleine Ort in dem zwei Leute am Straßenrand standen und klatschten bot ein bisschen Motivation kurz vor der Wende. Also gewendet, und die gleiche Strecke zurück. Wieder an den Klatschern vorbei, übers Feld. Verdammt wo kam denn nun dieser Wind her? Der brachte mich dann doch ein wenig aus dem Konzept, auch wenn an den Bäumen ringsum nichts zu sehen war, ich rutschte auf 27-28 km/h ab und hatte echte Mühe dieses Tempo zu halten.
Erst an der Unterführung gelang es mir dann wieder, in Fahrt zu kommen, und das letzte Stück um den See, dass vom Hinweg abwich, noch einigermaßen flott über die Bühne zu bekommen. Zwar hatte ich gelesen dass man auf den letzten Metern langsam machen sollte, aber beschloss, dass das für mich psychologisch einfach nicht möglich war. Statt dessen gab ich Gas bis zum Ende und bremste dann vor dem Beginn der Wechselzone scharf, um dann wiederum über den Asphalt zu meinem Stellplatz zu hoppeln. Völlig aus der Puste legte ich meinen Helm ab und versucht, aus meinen Schuhe zu kommen, ohne umzukippen. Ohne Erfolg. Der Eindruck den ich nun auf die Anderen machte war mir mittlerweile auch egal, ich ließ mich wenig Elegant auf den Hintern plumpsen und zog dann meine Schuhe aus und anschließend Socken und Laufschuhe an. Die blöden Schnürsenkel wollten natürlich nicht halten, und ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich nicht daran gedacht hatte, diese Gummischnürsenkel zu kaufen. Naja. Hinterher wird man klug. Ich hatte auf dem Rad nicht genug getrunken und nun tierisch Durst. Also noch einen großen Schluck aus der Flasche und dann ab auf die Laufstrecke.
Ein Blick auf die Uhr, mit zwei Wechseln stand da für die Radzeit eine 43, gar nicht mal so übel. Mein Pulsmesser hatte allerdings im Wasser den Geist aufgegeben, weshalb ich ohne dessen Kontrolle laufen musste. Da ich immer noch völlig aus der Puste war und mich alle gewarnt hatten, dass ich auf der Laufstrecke am Anfang zu schnell sein würde, beschloss ich ein paar Meter zu gehen bevor ich im Schneckentempo loshoppelte.
Nach der ersten Ecke gab es gleich einen Verpflegungsstelle wo ich mir einen Becher Wasser schnappte, den ich wagemutig im laufen zu trinken versuchte. Das Ganze endete in einem einzigen gepruste und ersticke. Zu dumm. Also weitertraben.
Umgotteswillen, langsamer ging es wohl nicht! Nicht nur dass mir wegen des geradels alles sehr langsam vorkam, nein, es schienen mich jetzt auch noch alle, die ich bisher nicht gesehen hatte zu überholen. Dazu kam, dass es mittlerweile sehr heiß war, und die Sonne mir auf der quasi schattenlosen Laufstrecke auf den Kopf knallte. Zu blöd wenn man keine Mütze dabei hat!
Der Asphaltweg übers karge Feld schien sich ewig hinzuziehen, und ich hopplte mit meinen Minischrittchen tapfer weiter. Irgendwann kam mir auf der Gegenseite Clara wieder entgegen, die schon bei km 4 oder so ähnlich war. Auch Thorsten habe ich gesehen, der war aber anscheinend genauso am Ende wie ich selbst. Nach 2,5km, die sich eher wie 25 angefühlt hatten endlich eine Versorgungsstelle mit Wasser, wo ich mir gleich zwei Becher krallte, einen beherzt über den glühenden Kopf geleert, den anderen vorsichtig, aus Fehlern lernt man ja, im gehen, ausgetrunken.
Der Rückweg schien sich noch länger zu ziehen als der Hinweg. Aber immerhin waren immer noch genug andere Leute auf dem Hinweg. Meine Sorge, Letzte zu werden wurde also nicht erfüllt. Ein Glück!
Ich versuchte kurzzeitig schneller zu laufen, aber irgendwie auch erfolglos. Ein Junge mit einem Handy in der Hand zockelte an mir vorbei, bremste dann aprupt ab um eine SMS zu tippen. Kopfschüttelnd überholte ich, um dann von ihm abermals einen Kilometer später überholt zu werden. Die Jugend von heute! Irgendwann standen dann ein paar Bekannte die schon fertig waren am Wegesrand und ich konnte das Ziel sehen! Meine Uhr zeigte 1:29 was mich zu einem Endspurt veranlasste, um dann, nach meiner Rechnung, nach 1:29:34 ins Ziel zu kommen. Ich hatte mein Ziel erreicht und war unter 1:30 geblieben!
Im Ziel wartete Clara und ich verspeisste erstmal ungefähr eine ganze Wassermelone, auch wenn ich Wassermelonen hasse, aber der Flüssigkeitsverlust forderte eben seinen Tribut.
Tja mein Fazit? Spaß hat es gemacht! Es ist gar nicht so schwer wie man es sich vorstellt, und die Leute die man dabei trifft, kennenlernt und die einen begleiten sind einfach toll. Ein Blick in die Ergebnislisten zwei Tage später zeigte mir, dass ich im letzten Drittel der Frauen gelandet war, aber immerhin noch zwei Teamkollegen nach mir im Ziel waren, was mich dann doch mächtig stolz machte. Ich hab es getan und ich werde es wieder tun. Das Ziel fürs nächste Mal? 1:20 h. Drückt mir die Daumen!
Sehr schöner Bericht vom ersten Wettkampf! Die nächsten Male werden immer lockerer und entspannter und man denkt an immer mehr Eventualitäten. Bei mir war es beim ersten Wettkampf andersherum- Ich bin alles zu langsam ud zu entspannt angegangen, weil ich immer Angst hatte zu überpowern...
AntwortenLöschenWas ist der nächste Wettkampf bei dem Du startest?
Terminkalender:
AntwortenLöschenSa, 21.08. Viernheim SD
So, 20.08. Koberstädter Waldmarathon 10km
So, 5.09. Frankfurt-City-Triathlon OD