Samstag, 22. Mai 2010

Serendipity

Der Begriff Serendipity bzw. Serendipität, gelegentlich auch Serendipity-Prinzip bzw. Serendipitätsprinzip, bezeichnet eine zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist. Verwandt, aber nicht identisch, ist der weiter gefasste Begriff „glücklicher Zufall“. Serendipität betont zusätzlich „Untersuchung“; auch „intelligente Schlussfolgerung“ oder Findigkeit.
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Die schönste Übersetzung die ich bisher für dieses Wort gelesen habe war "Die Eigenschaft, zufällig erfreuliche Entdeckungen zu machen". Ich mag das Wort, und manchmal habe ich Erlebnisse, bei denen ich lächeln muss und die mich fröhlich machen, obwohl sie eigentlich gar nicht so besonders sind und obwohl ich eigentlich so gar nicht mit ihnen gerechnet hatte.

Nachdem mir das Wetter schon einige Tage zu schaffen macht und ich heute schon wieder mit starken Kopfschmerzen aufgewacht bin fand ich es nach einwerfen einer Chemiekeule einfach nicht mehr aushaltbar, bei so schönem Wetter im Bett zu liegen. Also in die Laufschuhe gehüpft und ab nach draussen.


Tja was soll ich sagen, es lief nicht halb so gut wie geplant, trotz extra langsamem einlaufen kam ich mir eher so vor als müsste ich meinen Körper von Schritt zu Schritt schleppen statt zu joggen. Dazu hatte ich den Mund aufgerissen um Luft zu bekommen, aber irgendwie schien der Sauerstoff auf halbem Wege zur Lunge verloren zu gehen. Nachdem sich nach 10min auch noch der Rest vom Kreislauf mit Schwindelanfällen meldete, gab ich auf. Vermutlich war der plötzliche Wetterumschwung, die Erkältung die so ein bisschen in den Startlöchern lag und weitere hormonelle Handicaps einfach zu viel um mir einen gemütlichen Samstag-Nachmittag-Lauf zu gewähren.

Ich fiel also von meinem langsam Trab in gemächliches gehen ab und beschloss, die kleine Rune einfach zu Ende zu laufen. Insgesamt ist es lustig, denn es ist erst das zweite Mal in meiner Laufkarriere dass ich tatsächlich ein Training abbreche. Da das Wetter hevorglänzend ist, genieße ich einfach den Heimweg und mache einige Fotos. Da kommt man ja sonst nicht dazu.

Ich komme an meinem See vorbei. Eigentlich heißt er anders, aber der Name ist echt hässlich, deshalb werde ich es hier mit "mein See" belassen, ihr wisst dann ja schon was ich meine. Ich folge einem kleinen Trampelpfad der mich tatsächlich recht nah ans Ufer bringt. Ein Maikäfer (oh Gott sind etwa immer noch ein paar von denen am Leben?) kämpft um sein leben und versucht verzweifelt wegzukriechen. Er ist aber an einem anderen Maikäfer verhakt der anscheinend beim Liebesspiel einfach weggestorben ist. Tod durch Snoo Snoo. Kann es etwas Schöneres geben?

Ich knipse ein paar Bilder und ziehe weiter. Eine Spitzmaus läuft eine kleine Strecke neben mir entlang und wirft mir einen empörten Blick zu, es kann ja wohl nicht angehen dass ich sie bei ihrem Tagwerk störe, bevor sie im Unterholz verschwindet. Ich entscheide, mich nicht weiter dazu zu äußern und gehe weiter. Links und rechts des Weges liegen noch immer die hübschen Holzstapel und wenn man nah rangeht riecht man immer noch frisches Holz. Ich mag den Geruch sehr. Vielleicht stelle ich mir einfach mal so für den Geruch einen Baumstumpf ins Zimmer.

Zwei Vögel machen einen gehörigen Krach. Bei genauerem hinsehen beobachte ich zwei Buntspechte, die sich um ihr Revier zanken, dann ist da schon die Straße und ich bemerke dass das "Bei Dunkelheit hier nicht reinfahren weil Kröten"-Schild weg ist. Schade, jetzt wo ich es doch fotografieren wollte. Dafür ist der Krötenzaun noch da, über den ich mich immer wieder köstlich amüsiere.

Normalerweise würde ich geradeaus weiterlaufen, aber da ich ja nur einen Spaziergang mache biege ich links ab, entlang der Straße. Ein paar Meter weiter liegt ein totes Tier neben der Fahrbahn, das dunkle Fell macht mich neugierig und ich wundere mich was es wohl sein könnte. Beim Näherkommen stellt sich heraus dass es eine Katze ist und der Anblick macht mich auf einmal ganz traurig. Die Kleine kommt mir viel zu bekannt vor, vielleicht weil der Nachbar eine ähnliche hat. Ich hoffe dass es eine Andere ist und gehe schnell weiter, das Tier sieht aus als würde es nur schlafen und ich mag sie nicht aufwecken.

Ich begutachte ein paar Schafe in einem mit lilanen und weißen Fliederbäumen gesäumten Gehege, zwei Lämmchen springen auch mit herum. Anschließend kommen eine Menge langweilige Spargelfelder. Das Wetter macht sich auch hier bemerkbar: Ein Teil der Felder ist immer noch mit schwarzer Folie bedeckt und die Preise in der Stadt lassen einen auch mit den Beinen schlackern. Im Garten des ersten Hauses nach den Felder guckt mich ein Hase durch den Zaun neugierig an bevor er weghoppelt und mir sein weißes Stummelschwänzchen präsentiert. Er scheint sich wohl recht sicher zu fühlen hinter diesem Zaun, normal kann man Feldhasen nur in der Dämmerung sehen.

Das nächste Haus ist ein großer Bauernhof der auch einige Tiere im Vorgarten hält. Zwei Pinselohrschweine (ich glaube nicht dass es tatsächlich Pinselohrschweine sind, aber ich finde den Namen so lustig) schnuffeln entlang des Zaunes nach essbarem. Ich bleibe stehen und mache ein paar Bilder. Die Schweine machen freundlich "Öff! Öff!". Ich öffe zurück und sie scheinen zufrieden. Eins knabbert an meinen Fingern. Man muss eben nur höflich sein.
Der Bauernhof hat auch einen Hofladen, den ich heute zum ersten Mal sehe. In Zukunft werde ich dort sicher mal vorbeischauen um frisches Gemüse zu kaufen. Zumal er auch Sonntags geöffnet ist. Davor stehen einige uralte Ackergeräte und zwei historische Traktoren. Ein letztes Foto, dann geht es das letzte Stück Richtung nach Hause.


Ich passiere einige Rhabarberfelder und überlege kurz, mir ein oder zwei Stangen abzuzweigen, lasse es aber bleiben weil mir zwei Leute mit Hunden entgegenkommen. An die Wand hat jemand einen rauchenden Alien gezeichnet. So ein Unfug, warum sollten Aliens rauchen? Am Wegesrand blühen die Brennnesseln und ein paar dicke Hummeln fliegen von Blüte zu Blüte und quetschen sich hinein um an den leckeren Nektar zu kommen. Ich muss daran denken dass wir als Kinder oft die Blüten von Taubnesseln gegessen haben wenn wir im Wald zum spielen waren. Mal sehen, vielleicht lege ich mir zu meinem Baumstumpf ja auch noch einen Blumenkasten mit Taubnesseln an.

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